Ein Großteil (73 %) der Jugendlichen ist der Ansicht, dass der Einsatz von KI in der Schule eher Chancen bietet. Auch die Bedeutsamkeit von KI-Kenntnissen für ihre berufliche Zukunft schätzen zwei Drittel der Jugendlichen als wichtig ein. Das geht aus der Studie „Pioniere des Wandels: Wie Schülerinnen und Schüler KI im Unterricht nutzen möchten“ hervor, in der von infratest dimap 1.500 Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren im Auftrag der Vodafone Stiftung zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Schule befragt wurden.
Ambivalenz zwischen Lebensrealität und Schulalltag
Im Kontrast zu dem sichtbaren Interesse steht der wahrgenommene Einsatz von KI-Anwendungen in ihren Schulen. Denn drei Viertel der Befragten berichten, dass die Nutzung von KI an ihrer Schule entweder noch gar kein Thema sei, es keine einheitlichen Regelungen dazu gebe oder gar ganz verboten sei.
Folgen der Nutzung von KI in Eigeninitiative
Das hält die Schüler:innen aber nicht davon ab, die KI-Anwendungen proaktiv – auch ohne Begleitung oder Veranlassung von Lehrkräften – zu nutzen. Nur ein Viertel gibt an, KI-Systeme bisher weder im Unterricht noch privat ausprobiert zu haben. Insbesondere ChatGPT ist das KI-System, was hierbei am meisten Einsatz findet. Umso bedenklicher ist es, für welchen Zweck es beim Lernen in der Schule genutzt wird: Mit 58 Prozent wird die KI zur Informationssuche genutzt. Umso beunruhigender ist die Selbsteinschätzung der 252 erwachsenen Schüler:innen aus der Studie des Bayrischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) der Bayrischen Akademie der Wissenschaften: Die Hälfte der Befragten wissen gar nicht bzw. nur teilweise, dass manche Ergebnisse der generativen KI-Systeme faktisch falsch sein können. Die Relevanz und Notwendigkeit einer kritischen Beurteilung der KI-generierten Inhalte wird auch in den Ergebnissen unsere Pilotversuchs KI im Klassenzimmer deutlich.
Potenzial für individuelle Lernprozesse
Die größten Vorteile im Unterricht sahen die Befragten in den Themenfeldern „Analyse von Fehlern und Vorschlägen für Verbesserung mit Erklärungen während des gesamten Lernprozesses“ sowie beim „Lernen im eigenen Tempo und auf eigenem Niveau“.
Auswirkungen von KI-Anwendungen auf die Leistungserfassung
Einen sehr realistischen Blick auf die Nachteile nehmen die Jugendliche auch mit dem Blick auf die Leistungsbeurteilung wahr. Mehr als die Hälfte der Befragten der Jugendstudie teilen die Sorge, dass damit ihre eigenen Leistungen nicht von der Leistung der KI unterschieden werden kann. Das deckt sich mit der Selbsteinschätzung aus der Studie des Bayrischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt). In der geben 42 Prozent der 252 befragten Schüler:innen an, dass sie durch generative KI bessere Noten erhalten hätten, ohne dafür angemessene Leistung erbracht zu haben.
Forderung nach zeitgemäßen Prüfungsformaten
Die Jugendlichen wünschen sich daher neue kompetenzorientierte Prüfungsformate, in denen praktische Anwendungen und individuelle Problemlösefähigkeiten getestet werden, anstelle der reinen Wissensabfrage. Deutlich wird auch der Wunsch, mehr über den Umgang mit KI-Systemen zu lernen, insbesondere in Hinblick auf Wahrheitsgehalt der Ergebnisse, dem zielführenden Einsatz und die Sicherheit im Umgang mit Daten. Diese Einschätzung deckt sich mit dem Plädoyer für eine neue Prüfungskultur der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK).