Mixed Reality Technologie bietet in der beruflichen Bildung die Möglichkeit, realitätsnahe Einsatzmöglichkeiten zu simulieren und schult die virtuelle Teamarbeit.
Vier Experten von der Heinrich-Kleyer-Schule Frankfurt stellten am 12. Juli 2021 in einem Webinar für das Netzwerk #HESSENbildung.digital ihr Projekt „CoCom4ProED - Collaborative Communication 4 Professional Education“ vor. Initiiert wurde das Projekt vom Fachbereich Mechatronik, dem Forum DenkBAR – „Dialog schafft Neues“ und der Internationalen Arbeit der Berufsschule. Über den Einsatz von Mixed Reality Technologie werden digitale Schlüsselkompetenzen vermittelt, die die Auszubildenden dazu befähigen, über räumliche Distanzen hinweg zusammenzuarbeiten. Die internationale Ausrichtung des Projekts ermöglicht es den Auszubildenden, internationale Projekte und Tandems durchzuführen, die sie auf die globalisierte Arbeitswelt vorbereiten. So kooperiert die Berufsschule mit den Ausbildungszentren WinNova in Finnland und der SEPR in Lyon, Frankreich.
Ausgangslage
In der Zeit des Lockdowns wurde deutlich, wie Lernumgebungen in der Schule, unterwegs, im Unternehmen und Zuhause miteinander vernetzt sein sollten. Ausgehend von diesem Bedarf entwickelte das multiprofessionelle Team der Heinrich-Kleyer-Schule Frankfurt um Sandro Hillenbrand, Thomas Leistner, Johannes Steinl und Ralf Lengler das Starterkit für ein innovatives Vorhaben, das durch die finanzielle Unterstützung der Samson AG und der Stadt Frankfurt am Main erworben werden konnte. Mit dem Leitgedanken „Wir erweitern die Bildungsrealität“ entstand das Projekt „CoCom4ProED - Collaborative Communication 4 Professional Education“ an der Schnittstelle von Betrieb und Schule.
Funktionsweise der Mixed-Reality-Brille
Mit dem Anspruch, den realen Raum mit Hilfe von Hologrammen um prozessförderliche Funktionen zu erweitern, entschied sich das Team für den Einsatz der Mixed-Reality-Brille MS Holo Lens 2. Die internetfähige Datenbrille verfügt über Mikrophone und Kameras und wird über Gestensteuerung und Sprache bedient. Dies ermöglicht eine uneingeschränkte Arbeit am Objekt.
Anwendungsbeispiele in der Praxis
Auf Ausbildungsebene unterstützt die Brille das Stationenlernen, indem sie die Lernenden mit einem vorgegebenen Workflow über die verschiedenen Applikationen durch den Arbeitsprozess leitet und gegebenenfalls zur Korrektur auffordert. Dabei können vorgefertigte Lernvideos integriert werden, die im Vorfeld von den Lehrpersonen mit der Kamerafunktion der Mixed-Reality-Brille erstellt wurden. Dafür wird der Kopf in die Richtung gewendet, die von dem Gerät für die Aufnahme erfasst werden soll.
Die Brille kann aber auch für vernetzte Fernwartungstandems im hybriden Theorie- und Praxisunterricht eingesetzt werden, d.h. eine Klasse im Klassenraum operiert beispielsweise mit Partner:innen in der Werkstatt oder im Labor. Es kann eine Live-Schaltung in die Betriebe ermöglicht werden, bei der die Schüler:innen zeitgleich und gemeinsam an beiden Lernorten arbeiten. Dazu können jederzeit Expert:innen digital dazugeschaltet werden und müssen dafür nicht vor Ort sein.
Für die Kooperation mit Schulen und Auszubildenden im Ausland bietet diese Technik ein hohes Potential zur interaktiven Umsetzung von Projekten und Live-Demonstrationen im Unterricht. In diesem Kontext ermöglicht die Datenbrille auch digitale Schul- und Betriebsführungen.
Bedarfsorientierte Projektumsetzung
Um das Vorhaben auf belastbare Beine zu stellen, erstellte das Projektteam eine Projektübersicht mit einer fundierten Projektumfeldanalyse, die mit den Stakeholdern im Prozess angepasst und sukzessive weiterentwickelt wird. Neben Finanzierungmöglichkeiten sind darin unter anderem technische Rahmenbedingungen, Zuständigkeiten, das Unterstützungssystem und die Öffentlichkeitsarbeit aufgeführt. Zum Gelingen eines solchen Projektes tragen sowohl externe Kooperationspartner als auch ein motiviertes Team bei. Dazu genügen anfangs schon wenige begeisterte Personen, die das Projekt auf eine realisierbare und überzeugende Basis bringen. Bestenfalls besteht zudem ein sichtbarer Bedarf von außen, beispielsweise von öffentlichen Bundes- oder Landesinstituten, Kammern oder Initiativen von Ausbildungs- und Partnerbetrieben. Aus Sicht der Schüler:innen zeigt sich ein deutlicher Motivationsschub durch den Einsatz der Mixed-Reality-Brille. Für das Projektteam bedeutet diese Wertschätzung dann gleichermaßen eine Verpflichtung, das Innovationsprogramm langfristig und nachhaltig zu etablieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Für Vernetzungswünsche mit der Schule oder weiterführende Fragen an das Projektteam können Sie sich gern an Johannes Steinl wenden: steinl.johannes@googlemail.com.