Abseits grundlegender Prinzipien und Schritte können Schulen auf dem Weg zur Durchführung von Mikrofortbildungen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen stehen. Um Sie dabei zu unterstützen, finden Sie an dieser Stelle einige der wichtigsten Fragen und mögliche Antworten darauf.
Welche Frequenz empfiehlt sich für das Anbieten von Mikrofortbildungen?
Circa einmal alle drei Wochen. So ist auch genug Zeit, das Gelernte zwischendurch im Unterricht auszuprobieren. Das sind dann circa 10–12 Termine im Schuljahr. Aber es lassen sich etwaige zeitliche Schwierigkeiten immer auch flexibel berücksichtigen, z. B. Ferien, Prüfungsphasen usw.
Wann finden Fragen, Rückmeldungen usw. nach einer besuchten Mikrofortbildung statt?
Hierfür braucht es keinen institutionalisierten Rahmen, dies kann flexibel im direkten Kontakt mit den Expertinnen und Experten stattfinden.
30 bis 60 Minuten sind recht knapp. Reicht das?
Der Zeitrahmen ist durchaus ambitioniert. Hier ist Fokussierung wichtig, maximal ein oder zwei Anwendungen sollten in einer Mikrofortbildung vorgestellt werden. Dies ermöglicht nicht nur prägnante Inputs, sondern macht es den Teilnehmenden auch leichter, das Präsentierte im Anschluss direkt auszuprobieren.
Wie geht man mit der Heterogenität der Teilnehmenden um? Manche Kolleginnen und Kollegen wissen schon viel zu einem Thema, manche sehr wenig.
Letztlich wie bei allen Lerngruppen. Nutzen Sie Tricks, die sie auch im Unterricht einsetzen. Zudem ist hier z. B. die Durchführung zu zweit von Vorteil. Eine Person kann im Publikum sitzen und denen, die mehr Unterstützung brauchen, helfen. Allein kann es durchaus eine Gratwanderung sein. Man will einerseits alle mitnehmen, andererseits auch die Fortgeschritteneren weiter voranbringen. Eine Möglichkeit, dies zu schaffen, ist z. B. die Bereitstellung einer Vorbereitungsgrundlage vorab (Stichwort: Lernautonomie der Lehrenden stärken!), um mit einem gemeinsamen Grundlevel in die Fortbildung zu starten.
Wie können Informationen – alternativ zu E-Mails – vorab zur Verfügung gestellt werden?
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Geht es z. B. um eine Anwendung, mit der Inhalte präsentiert oder festgehalten werden können, kann diese direkt vorab als Medium genutzt werden. Ein Padlet kann vorher schon über Padlet informieren, ein Erklärvideo kann Erklärvideos erklären, ein Etherpad kann Etherpad vorstellen und so weiter.
Ist es sinnvoll, die Mikrofortbildungen nach Fächern zu gliedern?
Je nach Thema kann das sinnvoll sein. Meist sind es fächerübergreifende Themen, im Ideenteil bzw. Praxisteil der Fortbildung nach dem einführenden Input können dann gemeinsam Ideen für den konkreten Einsatz in den einzelnen Fächern gesammelt werden. Aber manchmal bietet sich je nach Thema natürlich auch eine Fortbildung für eine spezielle Fachgruppe an. Das kann dann entsprechend so angekündigt werden. Insgesamt empfiehlt sich eine gute Mischung der Themen – mal etwas für alle Fächer, mal etwas für einzelne.
Einige digitale Angebote, die man gerne vorstellen und nutzen würde, sind sehr teuer. Wie kann man damit umgehen?
Hier spielt der Motivationseffekt eine Rolle. Wenn mehrere Lehrkräfte die Anwendung vorgestellt bekommen und Lust haben, sie einzusetzen, gibt es auch die Möglichkeit, gemeinsam zur Schulleitung zu gehen und zu überlegen, ob eine Lizenz angeschafft werden kann.
Gibt es Fortbildungsbescheinigungen für Mikrofortbildungen?
Je nach Schule. So etwas kann angeboten werden, muss aber nicht. Zum Teil hängt das auch vom digitalen Profil der Schule ab. Solche Bescheinigungen sind beispielsweise kaum erforderlich, wenn aufgrund des Schulentwicklungskonzepts für alle Lehrkräfte und nicht nur für einen kleinen Kreis die Notwendigkeit dieser Themen besteht.
Wie sieht es mit der Auswertung und Evaluation von Mikrofortbildungen aus?
Es ist wahrscheinlich nicht notwendig, jede einzelne Mikrofortbildung zu evaluieren. Insgesamt ist es aber natürlich wichtig, Eindrücke und Ideen zu sammeln, etwa zum Format oder zur Themensetzung. Dies kann z. B. mit Umfragetools geschehen.
Wie kann man mit Skeptikerinnen und Skeptikern und Leuten, die sich gegen digitale Angebote stellen, umgehen?
Entkräften kann man so etwas z. B., indem man etwaige Einwände vorschießt und direkt widerlegt. Und es ist wichtig, die Gründe zu erkennen, warum sich Lehrkräfte verweigern. Denn oftmals äußern sie Vorwände, z. B. weil sie sich nicht die Blöße geben wollen, sich mit Dingen zu beschäftigen, die die Schülerinnen und Schüler besser kennen, als sie selbst. Hilfreich ist auch, sich zu vergegenwärtigen, wen man eigentlich erreichen will. Diejenigen, die sich der Digitalisierung des Unterrichts verweigern, sind ja nicht unbedingt die, die man zuerst erreicht möchte. Erst mal muss man jene ins Boot holen, die dem Thema offener gegenüberstehen. Die Skeptikerinnen und Skeptiker sind meist auch nicht diejenigen, die zu Mikrofortbildungen gehen.
Viele der Mikrofortbildungen sollen sich aus dem Kollegium generieren. Oftmals empfinden Lehrkräfte es aber gar nicht als etwas Besonderes, wenn sie ein Spezialwissen haben, und halten dieses für beliebig, obwohl es für andere eine große Hilfe wäre. Wie kann man solche Lehrkräfte doch aktivieren, selbst eine Mikrofortbildung durchzuführen?
Dieses Problem stellt sich generell in Schulen und es ist auch eine Frage für die Schulleitungen, wie man die Ressourcen und Potentiale des Kollegiums nutzen kann. Es braucht Raum und Möglichkeiten, solches Wissen einzusetzen. Speziell bezogen auf Mikrofortbildungen ist es wichtig, eine positive Haltung vorzuleben und darauf zu verweisen, dass es nicht nötig ist, eine Anwendung vollkommen verstanden und durchdrungen zu haben, um sie vorzustellen. Wenn man so lange wartet, bis man ein Thema komplett durchdrungen hat, passiert gar nichts. Indem man das selbst vorlebt und auch kommuniziert, hat man die Möglichkeit, Lehrkräften zu zeigen, dass ihre Mikrofortbildung kein perfektes Produkt sein muss, nicht von A bis Z durchdidaktisiert sein muss, sondern eben auch flexibel, agil und offen sein kann. Man ist ja unter sich, das ist der große Vorteil dieses Formats, das schließlich auch eine gewisse Komfortzone bietet.
Wie agiert die Schulleitung an dieser Stelle? Welche Komponenten kann die Schulleitung beachten, damit eine Kultur der Mikrofortbildungen entsteht?
Dem Thema offen gegenüberzustehen bereitet den Boden. Dann findet man immer einen Weg. Optimal ist es natürlich, nicht nur den Raum zu schaffen, sondern auch selbst mal Mikrofortbildungen zu besuchen. Das hat eine große Signalwirkung für das Kollegium. Auch hier gilt es, vorzuleben und Haltung zu zeigen: „Uns ist das wichtig, uns interessiert das auch.” Und: „Ich bin Lernerin und Lerner, so wie du. Ich kann nicht alles, nur weil ich Schulleitung bin.” Das motiviert Lehrkräfte, auch selbst Mikrofortbildungen zu besuchen und anzubieten.