© DKJS | Quelle: Cornelsen-Schulleitungsstudie 2023
Gleichzeitig sind bedarfsorientierte Fortbildungsangebote seitens der Länder, die in ausreichendem Umfang erforderlich. Die mit den Anträgen eingereichten Medienbildungskonzepte sollten hier Aufschluss darüber geben, in welchen Themenfeldern der Bedarf liegt. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob die staatlichen Angebote in ihrem Umfang sowie der thematischen Breite den Bedarf der Schulleitungen nicht vollständig abdecken. Mehr als jede zweite Schulleitung nimmt externes Coaching in Anspruch, um sich und ihre Schule zu stärken (55 Prozent). Auch im Rahmen des Programms bildung.digital können Schulleitungen durch eine:n Coach:in professionelle Unterstützung bei der Etablierung eines schulinternen Wissensmanagements (Mikrofortbildungen) erhalten.
Wie wäre es, wenn die bestehende Struktur der Schulaufsicht hier auf den Coaching-Bedarf der Schulleitungen reagieren würde? Die Rolle der Schulaufsicht in Deutschland befindet sich derzeit im Wandel und in einem Aushandlungsprozess. Damit verbunden ist häufig ein Rollenkonflikt zwischen dem traditionellen Selbstverständnis von Aufsicht und Kontrolle hin zu einer Beratungs- und Unterstützungsstruktur. Eine Analyse des Verhältnisses von Schulaufsicht und Schulleitung in der Schulentwicklung geben Nina Bremm und Esther Dominique Klein in diesem Interview.
Sie sind der Meinung, dass „die Zusammenarbeit von Schulaufsicht und Schulleitung eine hohe Relevanz [hat], damit Schulen Impulse bekommen, sich weiterzuentwickeln. Dass es eine Instanz gibt, welche die Schule im Blick hat und sie eventuell auch mal anschubst oder Probleme benennt, ist wichtig, damit Entwicklung stattfinden kann.“ Ein kooperatives Miteinander auf Augenhöhe ist entscheidend, um gemeinsam an der Verbesserung der Schulqualität arbeiten zu können. Mit LiGa – Lernen im Ganztag arbeitet die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung seit 2016 in fünf bzw. vier Bundesländern genau an der Frage „Wie können Schulleitungen und Schulaufsicht die Qualitätsentwicklung gemeinsam voranbringen – und was brauchen sie dafür?“ Schulaufsichten haben durch ihre Schnittstellenfunktion viele Einblicke und zudem mehrere Schulen im Blick. Diese könnten sie themenspezifisch miteinander in den Austausch bringen und eine kollegiale Vernetzung und Beratung auf der Praxisebene initiieren. Auch die in der Studie behandelte Frage nach einer Zukunftsvision von Schule könnte durch die Schulaufsicht begleitet werden, so dass alle Schulleitungen in die Lage versetzt werden, mit ihrem Kollegium eine Vision für die eigene Schule zu entwickeln. Auf dieser Basis könnten Schulentwicklungsprozesse ziel- und wirkungsorientierter gestaltet werden.
Die Schulleitungen machen deutlich, dass es nicht nur mehr, sondern auch multiprofessionelles Personal an den Schulen benötigt wird, um dem stetig wachsenden Anforderungskatalog gerecht zu werden: „92 Prozent wünschen sich mehr multiprofessionelle Teams für ihre Schulentwicklungsarbeit. Und 94 Prozent der Schulleitungen meinen, dass ihre Schule von mehr multiprofessioneller Teamarbeit profitieren würde.“ Als zentrale Professionen werden hierbei vor allem Schulsozialarbeiter:innen, Psycholog:innen oder Sonderpädagog:innen genannt. Gerade die rasanten Entwicklungen unserer Zeit – von Pandemie, über Geflüchtete aus Krisengebieten bis hin zu KI/ChatGPT - machen es notwendig, dass Schulen agil reagieren können. Multiprofessionelle Teams können hier einen entscheidenden Beitrag leisten. Eine gewinnbringende Teamarbeit setzt dabei voraus, dass es Rahmen- und Zielvereinbarungen gibt, Verantwortung gleichermaßen getragen wird und die verschiedenen Professionen auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Dies gilt es in einem Organisationsentwicklungsprozess vorzubereiten und entsprechend zu begleiten.
Die Überlegungen zu multiprofessionellen Teams könnten weitergeführt werden. Warum nicht eine Stelle für Verwaltungsmanagement an Schulen schaffen, um den hohen Bedarf an Entlastung in administrativen Fragen zu decken? Diese zusätzliche Fachkraft könnte die administrativen Themen in den Blick nehmen und mit entsprechender Expertise die Schulleitungen auch in Fragen des Datenschutzes und der IT unterstützen.
Als erster Schritt zur Entlastung in diesem Themenkomplex sollte zumindest für eine flächendeckende Ausstattung mit Schulverwaltungssoftware gesorgt werden. Hier sehen die befragten Schulleitungen ein großes Entlastungspotenzial (89 Prozent). Gerade standardisierte, repetitive Aufgaben können durch automatisierte Softwareprozesse sinnvoll übernommen werden. Zum Prozess der Ausstattung mit Technik (Hard- und Software) gehört zweifellos auch eine fachliche (externe) Begleitung des Personals. Die Praxis in den bildung.digital-Netzwerken zeigt, dass nur mit ausreichenden Ressourcen, Experimentierräumen und Fehlertoleranz eine IT-Infrastruktur erfolgreich eingeführt werden kann.