Im Interview berichten die Mitglieder des Tandems Technoform Bautec Kunststoffprodukte GmbH — Martin-Luther-King-Schule Kassel vom Scheitern und neuen Chancen. Für die Martin-Luther-King-Schule nahmen der Abteilungsleiter Thomas Heyner, für Technoform Bautec Kunststoffprodukte die Ausbilderin Renan Siedentopf teil.
Was war Ihre Motivation zur Teilnahme an der Lernort-Kooperation?
Thomas Heyner (TH): Wir wollten unsere Potenziale in Sachen Digitalisierung erkennen, Theorie und Praxis verknüpfen und uns aus dem eigenen Dunstkreis herausbewegen. Die Basis dafür sollten ein Netzwerk zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule sowie eine gemeinsame Austauschplattform für den Ausbildungsgang der Industriekaufleute sein.
Konnten Sie dieses Vorhaben umsetzen?
TH: Wir konnten im Tandem mit dem Betrieb wichtige Ziele identifizieren. Allerdings stieß die Weiterentwicklung des Projektes auf unüberwindbare Hindernisse: Da im Vorfeld noch keine Kooperation zwischen Schule und dem Betrieb bestand, war die Zusammenarbeit eine Herausforderung.
Renan Siedentopf (RS): Es war sehr hilfreich und hat Spaß gemacht in den ersten Treffen Optimierungspotentiale und Schwierigkeiten der heutigen Zeit aufzudecken. Leider machten vor allem die Zeitressourcen aller Beteiligten eine stetige Zusammenarbeit schwierig. Daher erfolgten nach den ersten sehr produktiven Treffen leider keine weiteren mehr und das Projekt stand still.
Wie sind Sie stattdessen vorgegangen?
TH: Wir haben auf „halber Strecke“ gemeinsam beschlossen, keine Energie in das Plattform-Projekt zu stecken. So bearbeitete unsere Schule das Thema „Digitalisierung“ alleine weiter.
Welche Rahmenbedingungen wären förderlich gewesen?
TH: Initiativen wie unsere bräuchten Unterstützung seitens der Länder. Ich könnte mir eine Art „Task Force“ vorstellen, welche Schulen und Betriebe bei der Digitalisierung unterstützt.
Können Sie dennoch von Erfolgen berichten?
TH: Auf jeden Fall. Wir haben die Digitalisierung der Schule weiterentwickelt. Unser Projektteam traf sich fortlaufend, das Engagement nahm einfach eine andere Richtung: Statt die Plattform nahmen wir die digitalen Kompetenzen noch stärker in den Fokus als früher schon einmal. Wir identifizierten zwei Haupt-Themenfelder: Die „digitale Bildung“ – hier geht es darum, Schüler:innen Medienkompetenzen zu vermitteln. Zum anderen „Bildung digital“, in dem Lehrende selbst Know-how zur digitalen Unterrichtsgestaltung erlangen. Natürlich gibt es auch Schnittmengen zwischen beiden Bereichen.
Wie setzen Sie dieses Vorhaben nun in die Praxis um?
TH: Als zentrales Event findet bald ein schulweiter „Pädagogischer Tag“ statt, an dem wir alle Lehrkräfte über den Stand der Dinge und die Ziele hinsichtlich der Medienkompetenzen informieren und sie um eine Bestandsaufnahme bei den Schüler:innen bitten: Wo kann man digitale Formate nutzen und fördern? Darauf basierend entwickeln wir weitere Maßnahmen, um Medienkompetenzen im Unterricht zu implementieren. Schon jetzt ist erkennbar, dass hier etwas Wichtiges entstanden ist, das auch weiter Bestand haben wird.
Wie bewerten Sie rückblickend Ihre Teilnahme an #HESSENbildung.digital?
TH: Bemerkenswert finde ich die Energie, die hinter dem Gesamtprojekt steckt. Viele Kolleg:innen haben die Bedeutung der Digitalisierung erkannt und sind selbst zu treibenden Akteur:innen geworden. Deshalb bin ich froh, dass wir teilgenommen haben und trotz der Umwege eine Menge anstoßen konnten – ein Gewinn für unsere Schule.