Methoden des Coachings
Dabei bieten sich verschiedene Methoden des Coachings an. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, die Problemstellung zu spiegeln und so die Perspektive der Ratsuchenden zu verändern oder Irritationen zu setzen, um einen Reflexionsprozess anzuregen. Auch kann es hilfreich sein, bei Konflikten Partei zu ergreifen oder konkrete Ideen zur Problemlösung an das System heranzutragen. Coachende Personen begleiten Handlungsprozesse insbesondere durch vertieftes Nachfragen, das Einordnen von Aussagen und Handlungsmustern und durch das Herausarbeiten individueller Problemfelder. Dabei beurteilen sie jedoch die Angaben, die aus dem System an sie herangetragen werden, nicht als gut/schlecht oder wahr/unwahr, denn die Beschränkung auf die Außenperspektive lässt eine solche Einordnung nicht zu.
Alle Methoden des Coachings zielen darauf ab, die Problemlösungskompetenzen der Ratsuchenden aufzuzeigen, zu aktivieren und sie während des Lösungsprozesses zu begleiten. Aus diesem Grund ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit essenziell für den Erfolg. An diesem Punkt wird erneut die Abgrenzung zur Beratung deutlich. Denn wo das Coaching Hilfestellungen zur Eigenbewältigung von Problemen in den Mittelpunkt stellt und diesen Prozess auf Augenhöhe begleitet, ist die klassische Beratung auf Wissensvermittlung in einem Lehrende-Lernende-Verhältnis ausgerichtet. Anders als beim Coaching, geht dies auch mit konkreten Handlungsanweisungen und Ratschlägen sowie dem Treffen von Entscheidungen für die Ratsuchenden einher. Dies widerspricht jedoch dem coachenden Ansatz, der die Selbststeuerung durch das begleitete System sowie Hilfe zur Selbsthilfe fokussiert.
Beispielhafte Fragen
Was dieser Ansatz für die wechselseitig eingenommene Rolle des coachenden Teams in der Tandem- bzw. Trioarbeit bedeutet, lässt sich am besten an beispielhaften Fragen aufzeigen. So ist es vorstellbar, dass ein Schulteam die Frage „Wie können wir als Team schulintern an unserem Projektvorhaben effizienter arbeiten?“ in ein gemeinsames Treffen hineinträgt. Statt nun beratend genaue Handlungsanweisungen zu erteilen, richtet sich der coachende Blick auf die Wahrnehmung der einzelnen Teammitglieder. Dabei hilft gezieltes Nachfragen, um zum Kern des Problems vorzustoßen. Was empfinden die Teammitglieder ganz individuell als ineffizient an ihrer Arbeit? Wie sähe für sie effizientes Arbeiten aus? Und was hilft, dieser Vorstellung zu entsprechen?
Durch die Identifikation des Problems und einer zu erreichenden Zielvorstellung findet einerseits eine individuelle und gemeinsame Reflexion statt. Diese bildet andererseits den Ausgangspunkt einer selbstgesteuerten und lösungsorientierten Entwicklung der Ratsuchenden.
Aber auch scheinbar fachliche bzw. inhaltliche Fragen können auf versteckte Problemstellungen deuten. Auch hier hilft eine coachende Perspektive, um von Aussagen auf die dahinterliegende Metaebene zu schließen. So lässt sich die Frage „Wie schaffen wir es, das Kollegium für ein System (Microsoft Windows/Apple MacOS) zu begeistern, ohne dabei zu viel Unmut zu generieren?“ vordergründig als Bitte um fachliche Beratung in Bezug auf die Wahl eines Betriebssystems interpretieren. Die coachende Rolle hilft dabei, diese Oberfläche zu durchdringen und zum eigentlichen Kern der Frage vorzudringen. Warum muss das Kollegium begeistert werden? Was generiert bei euch Unmut? Und welche Maßnahmen können die Implementierung unterstützen?
Durch Spiegeln und vertieftes Nachfragen kann den Ratsuchenden verdeutlicht werden, wo sich aktuelle Herausforderungen verbergen. Denn fraglich ist, ob der Kern der herangetragenen Frage tatsächlich eine Entscheidung für ein technisches Ökosystem ist oder vielmehr auf den Umgang mit Veränderungsprozessen an sich abzielt. So kann sie als Bitte interpretiert werden, Prozessunterstützung bei der Umsetzung von Veränderungen im Kollegium zu erhalten.
An diesen beispielhaften Fragen wird deutlich, dass das Einnehmen einer coachenden Rolle in der Tandem- bzw. Trioarbeit dabei helfen kann, sich von einer beratenden Funktion sowie einer rein fachlichen und inhaltlichen Zusammenarbeit zu lösen. Die eingenommene Außenperspektive und die Methoden des Coachings können dabei unterstützen, die Reflexions- und Problemlösungskompetenzen der Ratsuchenden zu stärken und so zu einer systeminternen Lösung beizutragen. Dabei kann das coachende Team durchaus Ideen und Anregungen an die Ratsuchenden herantragen, in der Umsetzung spielt es jedoch keine Rolle. Denn gemäß den Grundannahmen des Coachings ist ein Wirken nur bis an die Grenzen, nicht aber in das System hinein möglich. Durch das wechselseitige Einnehmen der coachenden Rolle in der Tandem- bzw. Trioarbeit profitieren somit alle Schulteams von der differenzierten und prozessorientierten Unterstützung eines critical friends.