Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen
Dass ein zeitgemäßes Schutzkonzept bereits im Grundschulbereich relevant ist, zeigt ein Blick auf die Ausstattungssituation und das Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Hier liefern die KIM- und JIM-Studien des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest regelmäßig aktuelle Zahlen – zuletzt aus den Jahren 2020 bzw. 2022. Schüler:innen bekommen demnach durchschnittlich mit neun Jahren ihr erstes eigenes Handy beziehungsweise Smartphone. Der Besitz steigt mit zunehmendem Alter der jungen Menschen deutlich an. So verfügen nur sieben Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen über ein eigenes Smartphone, bei den 12- bis 13-Jährigen sind es bereits 94 Prozent der Schüler:innen. Der Wert steigt kontinuierlich auf nahezu 100 Prozent bei den 18- bis 19-Jährigen an.
Analog dazu verhält sich die Internetnutzung: während bei den 6- bis 13-Jährigen 71 Prozent in unterschiedlicher Intensität das Internet nutzen, sind es bereits 92 Prozent der 12- bis 19-Jährigen, die das Smartphone täglich nutzen. 84 Prozent der Jugendlichen sind täglich online. WhatsApp ist die beliebteste App über alle Altersgruppen hinweg, gefolgt von den Social Media Apps Instagram, TikTok, SnapChat, Facebook, Twitter und YouTube. Die kuratierten Streaming-Angebote Netflix und Spotify werden ebenfalls von allen Altersgruppen genannt.
Hier muss auch festgehalten werden, dass Kinder und Jugendliche Dienste nutzen, die sie eigentlich noch gar nicht nutzen dürften, da sie laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Anbieter erst ab 13, 16 bzw. 18 Jahren erlaubt sind.
Digital- und Medienkompetenzen und Gefährdungspotenziale
Wie steht es dabei um die Medienkompetenzen junger Menschen? Oft wird der irreführende Begriff der „Digital Natives“ benutzt. Er gibt vor, Kinder und Jugendliche seien qua Geburt medienkompetent oder handlungssicher im Umgang mit digitalen Angeboten. Um diesem Bild zu entgegnen, etablierte Prof. Dr. Döbeli Honegger den Begriff der „Digital Naives“. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie zwar mit digitalen Werkzeugen und Medien aufgewachsen sind, diese jedoch konzeptuell nicht ausreichend verstehen, sich auch nicht für ihre Funktionsweise interessieren oder daran stören, dass sie digital naiv sind.
Hier zeigt die KIM-Studie 2020, dass Kinder am kompetentesten sind, wenn es um das Abspielen von DVDs geht, diese Fähigkeit aber zunehmend an Bedeutung verliert. Mehr als die Hälfte der Kinder verfügen jedoch über die Fähigkeiten, allein ins Internet zu gehen und 40 Prozent der Kinder sind in der Lage sind, problemlos Apps herunterzuladen. Im Allgemeinen nimmt die technische Kompetenz der Kinder ab dem Alter von 10 Jahren in vielen Bereichen deutlich zu, was sich mit der zunehmenden Lesekompetenz in diesem Alter zusammenbringen lässt.
Die D21-Sonderstudie "Digital Skills Gap" (2020/21) bezieht sich auf die Basiskompetenzen des EU-Referenzrahmens DIGCOMP 2.1, welcher diese in fünf Bereiche einteilt: Informations- und Datenkompetenz, Kommunikation und Zusammenarbeit, Erstellung digitaler Inhalte, Schutz und Sicherheit sowie Problemlösung. Die Studie zieht ein grundsätzlich positives Fazit über die Kompetenzen der Jugendlichen, die im Vergleich zu anderen Altersgruppen in der Gesellschaft gut abschneiden. Es zeigt sich aber auch, dass in einigen Kompetenzbereichen, wie zum Beispiel der Erstellung digitaler Inhalte und bei Problemlösungsstrategien, Unsicherheiten und Gefährdungspotenziale bestehen.