Die Studie wirft auch einen Bick auf die Rolle der Schule bei der Vermittlung von Wissen über das Internet. Einen Großteil ihres Wissens zum Internet beziehen die Jugendlichen laut eigener Angaben aus ihren persönlichen Erfahrungen (89 %) oder durch den Austausch mit Freunden (59 %). Lehrerinnen und Lehrer sind jedoch kaum eine Bezugsquelle (18 %) (vgl. S. 97–98). Ganze 69 % der Jugendlichen fühlen sich von der Schule nicht ausreichend auf die digitale Zukunft vorbereitet. Darauf deutet auch hin, dass die Themen Privatsphäre sowie Sicherheit im Internet als auch dessen Möglichkeiten jeweils nur im Unterricht von rund einem Drittel der Befragten eine Rolle spielen (vgl. S. 98–99). Zudem schätzen die Jugendlichen Schule als Vermittler von digitaler Bildung je nach Bildungsniveau unterschiedlich ein. Jugendliche mit einer formal höheren Schulbildung fühlen sich von der Schule weniger gut über das Internet informiert und auf die digitale Zukunft vorbereitet als Jugendliche mit einem niedrigen Bildungsniveau (vgl. S. 99–100). Wertet man die Aussagen für die Altersgruppen der Jugendlichen aus, zeigt sich jedoch, dass die Jüngeren von 14 bis 17 Jahren sich besser von der Schule vorbereitet und informiert fühlen als die 18- bis 24-Jährigen (vgl. s. 100–102). Letzteres ließe laut Studie vielleicht auf den Beginn einer Kulturveränderung schließen, die Bildungsunterschiede könnten sich jedoch damit begründen lassen, das dem Thema je nach Schulform unterschiedlich Raum geboten wird und formal niedrig gebildete Jugendliche mehr mitnehmen, als formal höher gebildete, die bereits mit einem anderen Wissensstand ausgestattet sind.
Digitale Kompetenzen werden überhöht eingeschätzt
Wie wichtig Schule als Vermittlerin von Grundwissen digitaler Bildung ist, zeigt sich auch darin, dass die Jugendlichen in der Studie ihre Online-Kompetenz mehrheitlich als gut bis sehr gut einordnen (vgl. S. 26–27), jedoch eklatante Wissenslücken in den Bereichen Sicherheit, Datenschutz und Privatsphäre aufweisen (vgl. S. 95–97). So geht fast die Hälfte der befragten Jugendlichen davon aus, dass Suchmaschinenergebnisse die ganz oben stehen, auch die verlässlichsten sind, verstehen die Platzierung gar als Qualitätsmerkmal und glauben außerdem, dass Internetseiten auf denen sie keine Angaben machen müssen, sicher seien. Fast ein Viertel der Befragten glaubt zudem, dass die Abwesenheit von Werbung auf einer Internetseite auf deren Sicherheit hinweist (vgl. S. 96).
Die vermeintlichen „Digital Natives“, ein Begriff den die Jugendlichen entweder gar nicht kennen oder aber entschieden ablehnen (vgl. S. 28–29), sind also nicht automatisch mit den Kompetenzen und dem Wissen über den sicheren Umgang im Internet ausgestattet, nur weil sie im Zeitalter der Digitalisierung geboren wurden. Die Studie zeigt, sie stoßen bei einer durch die Digitalisierung bestimmte Zukunft an Ihre Grenzen und wünschen sich eine bessere Vorbereitung – und genau hier kann und muss Schule ansetzen.