Ende 2017 gab die Deutsche Telekom Stiftung das dritte Jahr in Folge den Länderindikator zur digitalen Bildung heraus. Der Länderindikator umfasst Daten zur technischen Ausstattung, zur Nutzung digitaler Medien im Unterricht, zu den Computerkenntnissen der Schülerinnen und Schüler und den Kompetenzen der Lehrkräfte. 2017 geht es zudem schwerpunktmäßig um die MINT-Fächer. Die Ergebnisse beruhen auf einer Befragung von 1.218 Lehrkräften der Sekundarstufe I von allgemeinbildenden Schulen in allen Bundesländern. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren zeichnen sich verhalten positive Trends ab, aber auch ein Negativtrend, der nicht außer Acht gelassen werden sollte.
Medienkonzepte etablieren sich
Besonders positiv zeigte sich die Entwicklung von Medienkonzepten. Nach 45,5 Prozent im Jahr 2015 und 50,9 Prozent im Jahr 2016 geben 2017 schon 56,6 Prozent der Lehrkräfte aller Bundesländer an, dass an ihrer Schule ein Medienkonzept existiere. Offen bleibt dabei, inwiefern die Lehrkräfte die Medienkonzepte in der Unterrichtspraxis umsetzen.
Drei weitere positive Trends gibt es im Vergleich zum Vorjahr: So geben die befragten Lehrerinnen und Lehrer häufiger an, auf Beispielmaterial für computergestützten Unterricht zurückgreifen zu können (2017: 61,6 %; 2016: 56,7 %), über ausreichend Vorbereitungszeit zu verfügen (2017: 45,3 %, 2016: 40,6 %) und an ihrer Schule Workshops zu computergestütztem Unterricht besuchen zu können (2017: 42,5 %, 2016: 37,5 %).
Die regelmäßige Nutzung digitaler Medien im Unterricht ist weitestgehend gleichbleibend mit einem leichten Trend nach oben: Waren es 2015 noch 47,7 Prozent, sind es 2017 50,1 Prozent der Lehrkräfte, die angeben, digitale Medien mindestens einmal in der Woche zu nutzen. Gleichzeitig sank der Anteil derer, die die Nutzung gänzlich meiden, von 7,5 Prozent in 2015 auf 3,7 Prozent in 2017.
Mehr Basiskompetenzen, nur wenig in die Tiefe
Hinsichtlich der geförderten Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler wird in der Studie deutlich, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich zunehmend auf die Förderung sehr basaler Kompetenzen fokussieren, bei den komplexeren Kompetenzen aber nachlassen.
Bei den ersten drei im Länderindikator festgelegten Kompetenzstufen zeigt sich eine deutliche Verbesserung: Immer mehr Lehrkräfte erklären, wie Informationen in einem Dokument gespeichert werden (2017: 63,3 %, 2016: 58,2 %), leiten die Erstellung oder Bearbeitung von Tabellen, Grafiken oder Texten an (2017: 59,4 %, 2016: 54,5 %) und zeigen, wie Navigation im Internet funktioniert (2017: 59,4 %, 2016: 54,6 %). Dem gegenüber steht jedoch ein deutlicher Negativtrend bei den komplexeren Kompetenzen, der zum Teil schon 2015 begann.
Dass Schülerinnen und Schüler eigenständig adressatengerechte Poster oder Präsentationen am Computer erstellen, haben 2017 lediglich 60,6 Prozent der befragten Lehrkräfte ermöglicht, im Vorjahr waren es noch 66,7 Prozent. Dass die Schülerinnen und Schüler die Glaubwürdigkeit und Nützlichkeit ermittelter Informationen richtig einschätzen können, überprüften nur noch 70,1 Prozent der Lehrkräfte. 2015 waren es noch 79,7 Prozent – ein Negativtrend, der sich bereits im Vorjahr (2016: 72 %) abzeichnete.
Insgesamt gibt es hinsichtlich der Umsetzung digitaler Bildung an deutschen Schulen noch viel Potenzial, das nicht ausgeschöpft wird. Die Nutzung digitaler Medien im Unterricht muss stärker ausgebaut werden, wenn Deutschland auch im internationalen Vergleich aufholen möchte. Zudem sollten bei aller Freude darüber, dass die digitalen Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärker gefördert werden, nicht die komplexen Fähigkeiten vernachlässigt werden. Ebendiese benötigen die Schülerinnen und Schüler, um zukünftig auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen, sich in der digitalisierten Gesellschaft zurechtzufinden sowie diese aktiv mitzugestalten.