Dabei stehen die individuellen Bedarfe und Rahmenbedingungen der Schulen im Mittelpunkt. Die Ergebnisse dieser Projekte sollen nicht nur die teilnehmenden Schulen bereichern, sondern die Studierenden in ihren Fähigkeiten und Kenntnissen bestärken. Durch die anwendungsorientierte Projektarbeit und Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team sammeln sie wertvolle Erfahrungen.
Im Gespräch mit Informatik-Masterstudentin Ellis (25) und Lehramtsstudentin Pia (21) teilen die beiden Einblicke in ihr gemeinsames Projekt. Seit einem Semester arbeiten sie mit zwei Lehrkräften an der Gretel-Bergmann-Schule an einem KI-Projekt.
DKJS: Was genau ist euer Projektvorhaben?
Ellis: Wir entwickeln einen Chatbot für die Schulhomepage der Gretel-Bergmann-Schule, der häufige Fragen der Schulgemeinschaft beantwortet. Dafür haben wir Infos der Schulwebsite und von den Lehrkräften zusammengetragen, die Daten eingespeist und den Bot in die bestehende Website implementiert.
Pia: Genau, die Schule und wir als Tandem bringen dabei unsere Expertise ein – Ellis mit ihrer technischen und ich mit meiner pädagogischen Perspektive. Wir haben den Chatbot zum Beispiel in verschiedenen Klassenstufen ausprobiert und sie das Logo dafür designen lassen. So wird der Chatbot auf die Schüler:innen angepasst, sie haben direkt einen Bezug dazu und werden in den Entwicklungsprozess miteinbezogen.
DKJS: Wie geht ihr dabei vor?
Pia: Wir treffen uns regelmäßig online mit den beiden Lehrkräften der Gretel-Bergmann-Schule. Dann tauschen wir uns zu Ideen aus und legen Meilensteine fest. Am Ende der Projektphase präsentieren wir unsere Ergebnisse für die langfristige Weiterführung der Projekte.
Ellis: Ein wichtiger Aspekt ist auch der Austausch mit den anderen Studierendentandems. Durch regelmäßige Treffen und Workshops haben wir von den Herausforderungen der anderen Teams gelernt, die für unsere eigene Arbeit relevant waren.
DKJS: Wie erlebt ihr die Projektarbeit in der Schule im Rahmen von zukunft.digital?
Ellis: Mein Studium ist sehr technisch ausgerichtet, während die Arbeit an der Schule mehr Kreativität und Flexibilität erfordert. Dabei ist mir aufgefallen, wie begrenzt die finanziellen und technischen Ressourcen vieler Schulen im Vergleich zur freien Wirtschaft sind – und wie viel Potenzial KI-Anwendungen hier bieten könnten.
DKJS: Welche Anwendungsmöglichkeiten von KI in Schulen findest du besonders vielversprechend?
Ellis: Besonders spannend finde ich personalisiertes Lernen, bei dem KI-Tools Feedback geben, das auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler:innen zugeschnitten ist. Solche Ansätze könnten differenziertes Lernen revolutionieren. Allerdings fehlt es den Schulen oft an der nötigen Infrastruktur, um solche Projekte umzusetzen – das ist eine der größten Herausforderungen.
DKJS: Wie habt ihr das Thema KI in der Schule wahrgenommen?
Pia: Viele Schüler:innen hatten sehr unrealistische Erwartungen, fast wie aus Science-Fiction-Filmen. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, ihnen einen realistischen und kritischen Umgang mit KI zu vermitteln und wie unterschiedlich KI in den Klassenstufen wahrgenommen wird. Unser Projekt bietet da nur einen kleinen Einstieg, aber sie haben gezeigt, wie viel Aufklärungsarbeit noch notwendig ist.
DKJS: Was habt ihr persönlich aus dem Projekt mitgenommen?
Ellis: Besonders spannend war es, die Schule als Institution wieder aus einer neuen Perspektive zu erleben, wenn wir uns mit den beiden Lehrkräften der Schule getroffen haben. Meine beruflichen Erfahrungen, etwa bei IBM im Bereich Generative AI und bei einem Uni-Projekt zu maschinellem Lernen, konnte ich in den Bildungskontext einbringen und so einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Das ist für mich eine besondere Herausforderung und Bereicherung.
Pia: Meine Vorerfahrungen aus der Schülerhilfe und Praktika im sonderpädagogischen Bereich haben mir geholfen, um den schulischen Akteuren KI näher zu bringen. Es ist ein großartiges Gefühl, Interesse wecken und Wissen vermitteln zu können. Für mich persönlich waren aber auch die technischen Einblicke, etwa in den Aufbau einer Vektordatenbank, eine wertvolle Erfahrung. Im Hamburger Mathematik-Bildungsplan steht, dass Schüler:innen Algorithmen verstehen sollen, was in meinem Studium bisher kaum eine Rolle spielt. Jetzt denke ich darüber nach, im Master Informatik als Drittfach hinzuzunehmen, um diese Lücke zu schließen. Durch die Projektarbeit habe ich also meinen Blick auf meinen eigenen Bildungsweg erweitert.