Beim ersten Netzwerktreffen der an #HESSENbildung.digital teilnehmenden Tandems aus Berufsschulen und Ausbildungsunternehmen wurde deutlich: Viele beschäftigt gerade die Frage nach der Kommunikation zwischen Berufsschullehrkräften und Ausbildenden. Von der Abstimmung zur Grundlagenlektüre über die kollaborative Gestaltung von Lernsettings bis zur Organisation von Prüfungen - der Aufbau von Austausch- und Kommunikationsplattformen ist ein Entwicklungsvorhaben, das sich mehrere Tandems für ihre Teilnahme am Netzwerk zum Ziel gesetzt haben. Dadurch soll die Lernortkooperation gestärkt und letztendlich die Qualität der Ausbildung verbessert werden. Diesen Bedarf aufgreifend, fand nun am 23.2.2021 ein Webinar für die teilnehmenden Tandems statt, in dem ein Beispiel guter Praxis vorgestellt wurde. Als Inputgebende wurden Geraldine Pastor und Liane Mohr vom OSZ Informations- und Medizintechnik Berlin eingeladen. Die beiden Berufsschullehrerinnen sind Projektverantwortliche im Rahmen der Teilnahme ihrer Schule am DKJS-Programm Berufsschule digital. Das Programm begleitet Berliner und Brandenburger Berufsschulen dabei, den Unterricht sowie die inner- und außerschulische Zusammenarbeit neu auszurichten. Dabei werden die teilnehmenden Schulen bei individuellen Entwicklungsvorhaben unterstützt, die Anschaffung von neuem Equipment gefördert sowie Fortbildungen für Lehrkräfte und Leitungen angeboten.
Connect2Company
Im Webinar teilten die beiden Projektverantwortlichen ihre bisherigen Erfahrungen beim Aufbau einer Austausch- und Kommunikationsplattform im Rahmen des Projekts “Connect2Company”, mit dem sie im September 2018 im Rahmen von Berufsschule digital gestartet sind. Allein in der Ausbildung zu den IT-Berufen begleitet das OSZ ca. 1200 Auszubildende in Kooperation mit ca. 600 Ausbildungsbetrieben. Vor Projektstart gab es daher nur vereinzelt Kontakte zwischen Lehrkräften und Ausbildenden, zum Beispiel zu Fehlzeiten, allerdings keinen systematischen Austausch zu inhaltlichen oder aktuellen Fach- oder Ausbildungsinhalten. Das Ziel des Projekts war daher in erster Linie die inhaltliche Abstimmung zu den Ausbildungsinhalten sowie die Verbesserung der Unterrichtsqualität durch Gestaltung berufsnaher Lernsituationen. Neben dem systematischen Austausch sollten über die Plattform auch die Organisation, Durchführung und Dokumentation von Exkursionen in Ausbildungsbetriebe und von Fachvorträgen direkt am OSZ IMT ermöglicht werden. Firmenbesichtigungen, Fachvorträge, Ausbilder:innentreffen sollten über die Plattform live übertragen, aufgezeichnet und bereitgestellt werden, aber auch zum Beispiel Schüler:innenpräsentationen. So sollte das Wissen aus der betrieblichen Praxis in die Schule kommen, aber die Leistungen der Azubis an der Schule sichtbar für die Auszubildenden in den Unternehmen werden. Die Krönung wäre dann die gemeinsame Koordination von Aufgabenstellungen zwischen Berufsschule und Betrieb.
Projektplan und Meilensteine
In der ersten Projektphase von Ende 2018 bis August 2019 wurden die ersten Meilensteine erreicht: eine Anforderungsanalyse, der Erwerb der benötigten Lizenzen für Webkonferenz, Webhosting und Videobearbeitung, die Auswahl der Technologie zusammen mit einer Agentur, die von Fördermitteln aus Berufsschule digital finanziert wurde, die Grundeinrichtung und Konfiguration der Plattform sowie eine erste Testphase.
Im zweiten Projektjahr wurde die Plattform auf den eigenen Strato-Server des OSZ IMT überführt. Ein halbes Jahr dauerte es, bis alle Bugs gefixt und die gewünschten Features eingebaut waren. Dann ging es an die Anschaffung von Equipment für einen Webkonferenz-Raum zur besseren Kooperation mit Ausbildenden. Ein erster Fachvortrag wurde bereits über die Plattform gestreamt.
In einer Pilotphase sollte die Plattform zunächst für zwei ausgewählte Klassen genutzt werden, bei denen die Kooperation zwischen Schule und den ca. 30 Ausbildungsunternehmen bereits gut lief. Das Ziel bestand darin, dass Arbeitspläne und Klausurtermine dort online gestellt werden – doch dann kam Corona, weshalb die Pilotphase verschoben werden musste. Im Anschluss soll eine Evaluation folgen, bevor dann über das weitere Verfahren entschieden wird.
Sobald sich die aktuelle Lage “normalisiert”, soll die Lernsituation gemeinsam mit den Betrieben weiterentwickelt werden - natürlich unter Einbezug der Erfahrungen der letzten Monate. Wichtig ist dabei, dass der angedachte Mehrwert der Plattform deutlich und greifbar wird, damit alle Beteiligten zur Nutzung motiviert sind. Oft besteht die Sorge vor einer gewissen Plattformmüdigkeit - am OSZ wird beispielsweise mit den Schüler:innen bereits erfolgreich über Moodle gearbeitet, die Ausbildungsunternehmen arbeiten mit verschiedensten eigenen Plattformen. Auch hier gilt also wieder: Digitaler Wandel geht immer einher mit einem Kulturwandel – damit der Mehrwert einer Plattform wie Connect2Company zum Tragen kommt, müssen Austausch und Kommunikation gelebt werden, unterstützt mit digitalen Mitteln.