KI verstehen, gestalten, einsetzen
Lehrkräfte aus Hamburg stärken ihre Prompting-Kompetenz
Künstliche Intelligenz verändert Schule grundlegend. Um diese Transformation aktiv mitgestalten können, haben Lehrkräfte ihr Wissen im Umgang mit KI sowohl für die eigene Nutzung als auch zur fachübergreifenden Vermittlung im Unterricht erweitert.
Im Rahmen des Programmmoduls zukunft.digital hatten Lehrkräfte aus Hamburg die Gelegenheit, sich in einem Webinar intensiv mit dem Thema Prompting auseinanderzusetzen. Durch das Format führte Lehrer, Fortbildner und KI-Experte Joscha Falck, der in Input- und Arbeitsphasen theoretische Grundlagen mit konkreten Anwendungsbeispielen verband und so ein Angebot von Lehrkräften für Lehrkräfte schuf.
KI-Kompetenz als Bildungsaufgabe
Zu Beginn des Webinars wurde deutlich: KI-Kompetenz ist keine Zusatzqualifikation, sondern ein zentraler Bestandteil zeitgemäßer Bildung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich AI Literacy im schulischen Kontext fassen lässt. Orientiert an aktuellen Modellen der OECD wurden vier Kompetenzfelder herausgearbeitet, die sowohl Lehrende als auch Lernende betreffen: Technisches Verständnis, gesellschaftlich-ethische Einordnung, kreativer Umgang und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion.
Um einen praxisnahen Zugang zu diesen Kompetenzfeldern zu schaffen, wurde ein interaktives Online-Tool genutzt. Die teilnehmenden Lehrkräfte konnten sich darin selbst einschätzen: Wo stehe ich im Hinblick auf meine KI-Kompetenz? In welchem Bereich sehe ich Potenzial zur Weiterentwicklung? Die Ergebnisse machten sichtbar, wie heterogen die Ausgangslagen sind.
Prompting: Neue Steuerungskompetenz für den Unterricht
Zentrales Thema des Webinars war das Prompting, also die gezielte Formulierung von Eingaben, mit denen generative Sprachmodelle gesteuert werden. Joscha Falck machte deutlich, dass Prompts keineswegs bloße Befehle sind, sondern didaktisch durchdachte Anleitungen, mit denen sich die Qualität, Richtung und Relevanz von KI-generierten Inhalten beeinflussen lassen. Wer gute Prompts formulieren kann, verfügt über eine neue Art von Sprach- und Steuerungskompetenz. Eine Fähigkeit, die in der Schule sowohl im Unterricht als auch in der Vorbereitung zunehmend relevant wird.
Dabei wurde Prompting nicht als isolierte Technik vermittelt, sondern in größere pädagogische und gesellschaftliche Zusammenhänge eingeordnet. So stellte Falck heraus, dass die gezielte Nutzung von KI ein Beispiel für sogenannte AI Leadership ist: Menschen übernehmen Verantwortung für die Steuerung von KI-Prozessen. Es gehe darum, sich einzubringen, mitzugestalten und Wissen zu teilen. Alle Nutzenden sollten in der Lage sein, KI-Prozesse grundlegend zu verstehen und kritisch zu betrachten.
Reflexion in Zeiten rasanter Entwicklung
Ein zentrales Motiv des Webinars war das Spannungsfeld zwischen technologischem Fortschritt und pädagogischer Reflexion. „Wir kommen mit dem Reflektieren kaum noch hinterher“, sagte eine Lehrerin. Die Geschwindigkeit, mit der sich KI-Technologie verbessert, stellt das Bildungssystem vor enorme Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, Räume zu schaffen, in denen Lehrkräfte gemeinsam über ihre Rolle im Umgang mit KI sprechen und reflektieren können.
Dabei wurden auch grundlegende Fragen thematisiert, die über die technische Nutzung hinausgehen: Welche ethischen Maßstäbe müssen wir an KI in der Schule anlegen? Wie lassen sich Datenschutz, Urheberrecht und algorithmische Transparenz mit schulischer Praxis vereinbaren? Und: Wie kann KI nicht nur im Informatikunterricht, sondern auch fachübergreifend und curricular verankert in Schule eingebracht werden?
Ausblick: Bildung mit Haltung
Das Webinar mit Joscha Falck hat gezeigt: Lehrkräfte wollen nicht nur Konsument:innen neuer Technologien sein, sondern diese aktiv mitgestalten. Dafür braucht es fundiertes Wissen, kollegialen Austausch und den Mut, sich auf Neues einzulassen. Prompting als konkretes Werkzeug bietet dabei einen hilfreichen Einstieg. Wer lernt, die richtigen Fragen zu stellen, kann KI sinnvoll im Unterricht einsetzen, ohne die pädagogische Verantwortung aus der Hand zu geben.
Die Fortbildung war Teil des zweiten Durchgangs von zukunft.digital, einem Programmmodul der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, das Lehrkräfte auf dem Weg in eine digital souveräne Schulkultur begleitet.