Jacob Chammon ist Schulleiter der 2012 gegründeten freien Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule (DSG) in Berlin, die eine Pädagogik nach skandinavischem Vorbild anwendet. Jahrgangsübergreifende Lerngruppen und mehrsprachige, heterogene Klassen bedürfen hier einer individuellen Förderung, die an der Schule insbesondere mithilfe der Digitalisierung umgesetzt wird. Seit Anfang an setzt Chammon an der DSG wesentlich auf die Digitalisierung des Schulalltags – und profitiert dabei von seinen Berufserfahrungen in Dänemark, wo die Digitalisierung der Schulen durch große staatliche Investitionen bereits seit den 1990er Jahren vorangetrieben wird. In den letzten zehn Jahren begleitete er dänische Schulen, Kommunen und Bezirke bei der Implementierung neuer Medien in den Unterricht und macht Pädagoginnen und Pädagogen Mut zu eigenen Digitalisierungsprojekten. In seinem Artikel `»Warum machen wir es so? Weil wir überzeugt sind, dass es richtig ist« – Ein Plädoyer für die Digitalisierung des Unterrichts` im Fachbuch “Schule digital – wie geht das?“ beschäftigt er sich mit der Frage, was guten digitalen Unterricht ausmacht und liefert anhand des dänischen Schulsystems und seiner eigenen Schule hilfreiche Praxisbeispiele. Um die Digitalisierung von Bildung voranzutreiben, ist für ihn eines ganz besonders wichtig: Den Mut zu haben, neue Wege zu gehen und dabei durchaus auch Fehler zu machen. Denn man könne nicht auf fertige Konzepte warten. Entscheidend sei es, im Kollegium und auch als einzelne Lehrkraft entschlossen voranzugehen und selbst Neues auszutesten, um so sowohl aus Fehlern als auch aus Erfolgen zu lernen – gemeinsam mit, aber auch dank der Schülerinnen und Schüler.
Digitalisierungskonzept kurz und knapp: Drei Fragen an Jacob Chammon
Welches Potenzial können digitale Medien im Unterricht und für das Lernen von Schülerinnen und Schülern haben?
Jacob Chammon: „Digitale Medien ermöglichen u. a. die Binnendifferenzierung. Wir brauchen als Pädagoginnen und Pädagogen viele unterschiedliche Materialien und über Lernplattformen und Web 2.0-Lösungen können Schülerinnen und Schüler auf Lerninhalte auf ihrem Niveau zugreifen. Wichtig ist es auch, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur passive Konsumierende digitaler Inhalte sind, sondern auch aktive Produzierende von z. B. Lernvideos, Tutorials, digitalen Postern oder Comics.“
Wie können ein zeitgemäßes Schulmanagement und eine nachhaltige Schulentwicklung mit Hilfe der Digitalisierung gestaltet werden?
Jacob Chammon: „Vor allem Zeit sparen und Transparenz schaffen. Pädagoginnen und Pädagogen brauchen von überall Zugriff auf Materialien, um gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern sowie Eltern Schule und Unterricht zu gestalten. Diese Prozesse können hervorragend von Zusammenarbeitsplattformen unterstützt werden.“
Was raten Sie Pädagoginnen und Pädagogen, die die Digitalisierung von Bildung anpacken wollen und Sorge haben, selbst nicht fit genug für Digitales zu sein, oder denen der Support durch die Schulleitung fehlt?
Jacob Chammon: „K.I.S. – keep it simple! Nutzen Sie die Smartphones der Schülerinnen und Schüler – und gestalten Sie zusammen mit ihnen Inhalte und Einheiten, bei denen alle Beteiligten lernen. Trauen Sie sich Fehler zu machen! Und lernen Sie MIT den Schülerinnen und Schülern. Wenn wir als Pädagoginnen und Pädagogen immer die Kompetenzen und Ziele in den Vordergrund stellen, können wir mithilfe der Schülerinnen und Schüler neue Wege gehen. Die Schulleitung kann man dabei herausfordern, Projekte zu starten, die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern begeistern. Welche Schulleitung wäre dagegen?“