Ein Einblick in die digi.reporter-Plattform I © digi.reporter
Um die Idee Realität werden zu lassen, gründete Nina Blankenberg gemeinsam mit Katrin Überall und Thomas Eichstädt-Engelen die gemeinnützige Werkstatt für digitale Bildung & Kommunikation. Neben der Umsetzung von digi.reporter ist ihr Ziel, in den nächsten Jahren weitere innovative Lösungen im Bereich der digitalen Bildung und Kommunikation zu entwickeln und die Schullandschaft damit auf ihrem Weg in die Digitalisierung zu unterstützen.
Das bisherige Herzstück bildet jedoch digi.reporter. Das Online-Redaktionssystem ermöglicht die einfache und niedrigschwellige technische und inhaltliche Erstellung, die Pflege und das Hosting von digitalen Schüler:innenzeitungen. Im Gegensatz zu anderen Content-Management-Systemen stellt die Anwendung nicht nur Layouts bereit und ermöglicht das Veröffentlichen und Verwalten von Webseiten, sondern wurde von Beginn an auf die Bedürfnisse von Kindern und Lehrkräften ausgerichtet. Auch die DSGVO-Konformität im Schulkontext stand schon zum Start der Entwicklung im Fokus. Neben der reinen Software umfasst digi.reporter auch umfassende Unterstützung im Bereich Datenschutz und Sicherheit. So können sich die beteiligten Schüler:innen und die betreuenden Lehrkräfte ganz auf die Inhalte und die Erweiterung ihrer Kompetenzen konzentrieren. Neben dem passwortgeschützten Zugriff und dem rollenbasierten Berechtigungssystem für Redakteur:innen verfügt digi.reporter ebenso über einen Entwicklungsmodus, um die Schüler:innenzeitung vor Erscheinen mit Inhalt zu füllen sowie eine Funktion zum automatischen Erstellen von Impressum und individueller Datenschutzerklärung der Schule.
„Ziel unseres Online-Redaktionssystems digi.reporter war es von Anfang an, dass Schüler:innen ab dem Grundschulalter eigenständig multimediale Beiträge unter Einhaltung bestimmter Vorgaben (z.B. Quellenarbeit, Datenschutz) anlegen und gestalten können.“, sagt Nina Blankenberg. „Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Lehrkräfte werden entlastet und Schüler:innnen erlernen Medienkompetenz, Selbstbestimmung und Teilhabe in der direkten Anwendung. Die Entscheidung über eine Veröffentlichung der Beiträge erfolgt dabei – anders als bei Youtube, Insta und Co – über eine demokratische Teamentscheidung der Redaktion und kann nur von einer Person über 18 Jahren vorgenommen werden.“
Aber nicht nur Zugang und technische Umsetzung werden so benutzer:innenfreundlich wie möglich gestaltet, auch zwei weitere Komponenten von digi.reporter erleichtern die Arbeit der jungen Redakteur:innen. Über die Journalismus-Schmiede besteht Zugang zu Hilfestellungen rund um das Thema Journalismus. Dort finden sich Tipps zu Recherchemöglichkeiten, Beitragsformen, Themen, Schreibstile, Quellenangaben, Urheber-, Persönlichkeits- und Bildrechten. Sollten trotz dieser Unterstützungsmöglichkeiten doch einmal die Themen ausgehen, so steht die digi.reporter-Community mit Ideen und Ratschlägen bereit. Über verschiedene Kommunikationskanäle, die den Bedürfnissen der Zielgruppe angepasst sind, können die Redaktionsteams der einzelnen Schulen miteinander in den Austausch treten und sich gegenseitige Unterstützung zugutekommen lassen. Egal über welchen Kanal, das Ziel ist immer gemeinsam voneinander zu lernen und durch aktives Gestalten einen individuellen Beitrag zum Entstehen einer vitalen Community zu leisten.
Dass dabei jede Schule in Frage kommt, unterstreicht Nina Blankenberg: „Wir freuen uns, auch Förder- und Brennpunktschulen in der digi.reporter Community zu begrüßen. Durch die kinderleichte Benutzerführung können auch diese Schulen ihren Schüler:innen eine sichtbare Stimme geben und in ihrer Teilhabe stärken.“
Erfolgreiche Umsetzung an der Brehm-Schule
Wie die erfolgreiche Umsetzungen einer Schüler:innenzeitung im Grundschulbereich aussehen kann, zeigt das Beispiel der Online-Zeitung „Brehms Schulleben“. Diesen Titel wählte das Junior-Redaktionsteam selbst auf Grundlage des bekannten Werks „Brehms Tierleben“, als Namensgeber der Brehm-Schule in Düsseldorf. Hier haben die beiden Gründerinnen Nina Blankenberg und Katrin Überall das Redaktionssystem digi.reporter im Rahmen einer AG im direkten Austausch mit Schüler:innen der Klassen 2-4 entwickelt und erproben wöchentlich neue Funktionen des Systems zur optimalen Gestaltung multimedialer Beitragsformate. Dies geschieht sowohl in einem offenen Angebot am Vormittag als auch in einem AG-Format am Nachmittag. Und auch im Rahmen der Unterrichtseinheit „Zeitung“ in der 4. Klasse waren sie mit digi.reporter schon im Vormittagsbereich in einer 4. Klasse unterwegs. Angedacht ist für die Zukunft nun, dass alle Schüler:innen ab der 2. Klasse im Rahmen der Vermittlung von Medienkompetenz eine Schulung mit dem Redaktionssystem erhalten und sich danach im Sinne von Teilhabe und Selbstbestimmung über ihr individuelles Log In jederzeit und von überall an multimedialen Beiträgen ausprobieren können. Ob es die Beiträge dann auch in die Online-Zeitung schaffen, entscheidet dann ein festes Redaktionsteam im Abstimmungsprozess.
Neben Einblicken in das Schulleben, zum Beispiel in Form von Video-Interviews mit Lehrkräften oder Erlebnisberichten vom Sportfest, finden sich in „Brehms Schulleben“ ebenso die ersten eigenen Kurzgeschichten von 1.-Klässler:innen. Darüber hinaus hat hier sogar ein Beitrag zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in Form eines Posters einen Platz gefunden. Kurzum: Alles, was die Lernenden bewegt, kann zum Thema der Berichterstattung werden und findet seinen Weg in die Online-Zeitung. Voraussetzung für die Veröffentlichung ist die Einigkeit des Redaktionsteams in Bezug auf Relevanz und Qualität der zur Freigabe gegebenen Beiträge. So spielt die Einübung von Beteiligungsprozessen gleichsam eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Zeitung und die Schüler:innen lernen, dass auch Beiträge einmal nicht veröffentlicht werden, wenn sie z.B. Urheber- oder Persönlichkeitsrechte nicht berücksichtigen. Neben dem Recherchieren von Inhalten und dem Verfassen von Texten zeichnen die Kinder auch die Interviews selbst per Tablet auf und übernehmen den anschließenden Videoschnitt. So ist Medienkompetenz und Quellenbewertung allgegenwärtig.
Neben den Schüler:innen profitieren auch die Eltern über einen authentischen Einblick in den Schulalltag der Kinder. Und die Schulleitung erfüllt über den Einsatz von digi.reporter wesentliche Bereiche des Medienkompetenzrahmens NRW und des Impulspapiers II für die zentralen Entwicklungsbereiche für das Lernen in der digitalen Welt. Nicht zuletzt erhält die Schule ganz nebenbei Material für ihre Öffentlichkeitsarbeit aus Schüler:innensicht.
Im Jahr 2022 wurde „Brehms Schulleben“ als digi.reporter Online-Zeitung mit einem Sonderpreis beim Schülerzeitungswettbewerb der Rheinischen Sparkassen für eine „extrem gut gemachte Grundschul-Online-Zeitung“ belohnt. Sonderpreis deswegen, weil es zwar eine Kategorie „Online-Zeitungen“ gab, hier aber nur weiterführende Schulen vertreten waren.