Michael Weber - Netzwerkmoderation #HESSENbildung.digital // © Creators Collective/Isabelle Acker
Michael Weber begleitet das Netzwerk #HESSENbildung digital. Im Interview berichtet er, wie er für die besonderen „Aha-Momente“ im Netzwerk sorgt.
Als Teil des interdisziplinären Innnovations-Teams von „Creators Collective“ möchte er dazu beitragen, Schulen zu zeitgemäßen und zukunftsweisenden Lehr- und Lernorten zu machen. Dafür hat er schon verschiedenste Schulentwicklungs-Prozesse mitgestaltet, unter anderem im Rahmen einer Schulneugründung in Wiesbaden. Seit 2017 begleitet er das Projekt „Make Your School“, in dem Schüler:innen im Rahmen von sogenannten „Hackdays“ gemeinsam digitale und technische Lösungen zur Verbesserung der eigenen Schule entwickeln.
Zu Beginn: Was ist dein Lieblings-Warmup?
Ich nutze sehr gern das „Ja, aber – Ja, und“ Warmup, um Teams in den Modus für kollaboratives und konstruktives Denken zu versetzen. Dabei tun sich jeweils zwei Teilnehmer:innen zusammen mit der Aufgabe, etwas gemeinsam zu planen (z. B. die Projektabschlussfeier), indem die beiden abwechselnd einen Satz formulieren. In der ersten Runde muss jeder Satz mit „Ja, aber“ beginnen, in der zweiten mit „Ja, und“. Während die erste Runde das „Bedenkenträgertum“ widerspiegelt, das uns immer wieder daran hindert, kreative und neue Lösungen für Probleme zu finden, entsteht in der zweiten Runde ein wunderbares gemeinsames Gedankenfeuerwerk.
Was ist deine Lieblingsmethode in der Arbeit mit Schulentwicklungsnetzwerken?
Mein Steckenpferd ist der „Design Thinking“ Ansatz, um mit interdisziplinären Teams und mit Hilfe von Kreativitätsmethoden in kurzer Zeit Lösungen zu entwickeln, die für die Nutzer:innen (in diesem Fall die Schüler:innen und Lehrer:innen) sinnvoll sind. Gerade am Anfang eines Prozesses hilft diese Methode enorm, um aus bekannten Denkmustern auszubrechen und mutige neue Ideen zu entwickeln.
Im weiteren Verlauf der Netzwerkarbeit kommen dann auch andere Methoden zum Tragen wie Mini-Barcamps, um den Austausch über die Tandems aus Berufsschulen und Ausbildungsunternehmen hinaus zu fördern, oder Makerspaces, um digitale Technologien „hands-on“ selber auszuprobieren.
Gibt es am Programmansatz von bildung.digital etwas, das dir besonders gut gefällt?
Besonders gut gefällt mir bei bildung.digital die Zusammenarbeit über die eigene Schule hinaus. Denn gerade im Bildungssystem kommt der Austausch unter den verschiedenen Schulen, aber auch wie im Netzwerk #HESSENbildung.digital der Austausch zwischen den Schulen und externen Partnern wie Ausbildungsunternehmen, viel zu kurz. bildung.digital ermöglicht diesen Austausch, durch den alle Beteiligten im jeweiligen Netzwerk voneinander lernen können. Denn häufig stehen die Schulen vor denselben Herausforderungen und fangen bei der Problemlösung trotzdem bei null an. Hier auf die Erfahrungen von anderen zurückgreifen zu können oder sogar übergreifende Projekte zu starten, stellt einen enormen Mehrwert dar.
Darüber hinaus finde ich es super, dass mit der Toolbox von bildung.digital die Werkzeuge und Methoden auch allen anderen Schulen zur Verfügung stehen. So können diese, auch ohne Teil eines Netzwerks zu sein, auf ein bewährtes Vorgehen zurückgreifen, um Konzepte der digitalen Bildung an ihren Schulen zu entwickeln und zu verankern.
Was ist deine Lieblings-Anekdote aus dem bildung.digital-Netzwerk, das du begleitest?
Spannend war der Moment, als die Tandems im Netzwerk sich zum ersten Mal gegenseitig ihre Entwicklungsvorhaben vorgestellt haben und klar wurde, dass es ganz viele gemeinsame Themen und Vorhaben gibt. Und auch sichtbar wurde, dass zu Problemen der einen Organisation an anderer Stelle schon konkrete Lösungsansätze existieren. Das war für die Teilnehmer:innen ein großer „Aha“-Moment und hat sie für die weitere Arbeit im Netzwerk sehr motiviert.
Wie hat sich deine Arbeit durch Corona verändert?
In meiner Arbeit spielen Präsenzformate wie Workshops und Netzwerktreffen eine große Rolle. Mit der Corona-Pandemie mussten diese vom einen auf den anderen Tag digital stattfinden. Dabei war ich erstaunt, wie reibungslos der Umstieg in vielen Fällen geklappt hat. Selbst kreative Prozesse, die stark von der Interaktion zwischen Teilnehmer:innen und gegenseitiger Inspiration abhängig sind, waren mit digitalen Tools wie Online-Whiteboards, Videokonferenzen & Co besser möglich, als ich vorher gedacht hätte.
Trotzdem gab und gibt es natürlich auch Momente, wo technische Schwierigkeiten wie schlechte Internetverbindungen oder fehlende Erfahrung der Teilnehmer:innen mit den digitalen Tools die Online-Zusammenarbeit erschweren. Da ist es wichtig, entsprechend entspannt an Online-Formate heranzugehen mit dem Bewusstsein, dass diese für alle Neuland sind und Dinge schief gehen können und auch werden.
Ich denke, dass wir auch nach der Pandemie vermehrt Online-Formate nutzen werden, bieten sie doch auch große Potenziale für die standortübergreifende Zusammenarbeit. Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr, dass jetzt zunehmend wieder Veranstaltungen in Präsenz möglich sind.
Welche Tipps hast du für digitale Veranstaltungsformate?
Digitale Veranstaltungsformate sind viel anstrengender als Präsenzveranstaltungen, da wir uns viel weniger bewegen können und die Körpersprache der anderen Teilnehmer:innen nicht mitbekommen. Daher ist es wichtig, genug Verschnaufpausen einzuplanen oder auch Phasen, in denen man mal die Kamera ausmachen kann und z. B. nur für sich an etwas arbeitet. Manchmal reicht es schon, sich ein bisschen weiter weg von der Kamera zu positionieren, damit die anderen Teilnehmer:innen die Bewegungen des Oberkörpers und der Hände mitbekommen.
Auch sollte man sich bewusst machen, dass nicht alle Teilnehmer:innen schon ausreichend Erfahrungen in der Nutzung der digitalen Tools haben und Zeiten für eine Einweisung einplanen. Besonders schön finde ich da die Möglichkeit, das Kennenlernen eines Tools in ein Warm-up mit einzubauen.
Was ist aktuell dein meistgenutztes Tool – hast du einen Geheimtipp?
Neben einem Whiteboard-Tool wie Mural, Miro oder Conceptboard, ist Sessionlab mein meistgenutztes Tool sowohl für die Vorbereitung von Online- als auch Präsenzveranstaltungen. Dabei handelt es sich um ein Tool zur Session- und Ablaufplanung, das nicht nur Zeiten sehr komfortabel automatisch berechnet, sondern auch eine große Bibliothek an Templates für verschiedenste Workshop- und Veranstaltungsformate bietet.
Wann macht dir dein Beruf am meisten Spaß?
Das ist immer dann, wenn ich merke, dass ein kreatives Feuerwerk zwischen den Teilnehmer:innen entsteht und die Augen funkeln, während sie neue Gedanken und Ideen entwickeln.
Gibt es etwas, wofür du die Teilnehmenden, die du im #HESSENbildung.digital-Netzwerk begleitest, bewunderst?
Ich war sehr beeindruckt, wie schnell eine intensive Arbeitsatmosphäre zwischen den Teilnehmer:innen der Tandems trotz der reinen Online-Präsenz entstanden ist. Und das in einer Zeit, in der sich gerade die Schulen in einer absoluten Ausnahmesituation befanden und immer noch befinden. Davor habe ich wirklich großen Respekt.