“Hey, kleine Gretel!”: Ein Chatbot für den Schulalltag
Die Gretel-Bergmann-Schule ist eine lebendige Stadtteilschule mit zwei Standorten und mehr als 1.000 Schüler:innen. Das bedeutet vor allem eines: viel Organisationsaufwand – insbesondere für die Schulbüros. Um diese zu entlasten, wurde mit Unterstützung zweier Studentinnen ein Chatbot entwickelt, der den Schulalltag effizienter gestaltet.
Eine Schule, zwei Standorte und noch mehr Sprachen
„Wann muss ich mein Kind für Diwali abmelden?“ – „Was ist, wenn ich den Schülerausweis verloren habe?“ – „Wie finde ich das richtige Schulbüro?“ Mit Fragen wie diesen werden die Lehrkräfte und Schulbüros der Gretel-Bergmann-Schule in Hamburg täglich konfrontiert. Die Antworten sind meist schnell gegeben – doch sie kosten wertvolle Zeit. Erschwerend kommt hinzu, dass für rund 80 Prozent der Schüler:innen und ihrer Familien Deutsch nicht die Erstsprache ist.
Genau an diesem Punkt setzt ein innovatives Projekt an: Im Rahmen von zukunft.digital entwickelte ein interdisziplinäres Team – bestehend aus Lehrerin Charlotte, Informatikstudentin Ellis und Lehramtsstudentin Pia – den Chatbot „kleine Gretel“ für die Schulwebsite. Er stellt wichtige Informationen in leicht verständlicher, mehrsprachiger Form rund um die Uhr zur Verfügung.
Die “kleine Gretel” stellt somit eine wertvolle Ergänzung zum Anruf im Schulbüro dar. Häufige Fragen können schneller und mehrsprachig beantwortet werden, sodass in den Schulbüros mehr Zeit für die Lehrkräfte und Schüler:innen vor Ort bleibt. Die telefonische Kontaktaufnahme bleibt an der Gretel-Bergmann-Schule weiterhin bestehen, erhält durch den Chatbot aber eine entlastende Unterstützung. „Wir wollten eine Lösung schaffen, die einfach funktioniert – für Kinder, Eltern und auch für Kolleg:innen im Schulbüro,“ sagt Ellis, Informatikstudentin im Master an der Universität Hamburg und technische Entwicklerin des Projekts.
Chatbot Code im Klassenzimmer
Charlotte, Ellis und Pia haben sich im Rahmen eines Workshops für Hamburger Schulen und Studierende als Projektteam zusammengefunden. Ellis erinnert sich:
„Als ich mich für zukunft.digital beworben habe, hat mich die Chatbot-Idee der Gretel-Bergmann-Schule sofort angesprochen. Zuvor hatte ich bereits KI-Projekte für Unternehmen entwickelt und implementiert, um Mitarbeitende bei repetitiven Aufgaben, wie dem Verfassen von Briefen, zu entlasten. Die Möglichkeit, eine ähnliche technologische Unterstützung für Schulen zu entwickeln, fand ich besonders spannend.”
In den darauffolgenden drei Monate lang trafen sie sich alle zwei Wochen online oder in der Schule. Im ersten Schritt stellen sie einen Meilensteinplan auf und stimmten sich für einzelne Aufgabenpakete ab. So hatten die Schulbüros den Auftrag, die “Klassiker-Fragen” zusammenzustellen, die besonders häufig in den Schulbüros eingehen. Insgesamt kamen 89 Frage-Antwort-Paare zusammen, zu Themen wie Krankmeldungen, Schulzeiten oder Ferienregelungen.
Mit einer cleveren Kombination aus Open-Source-Tools wurde anschließend ein Chatbot-Prototyp erstellt, der auf schuleigenen Servern läuft und auf einer sogenannten Vektordatenbank basiert. Klingt technisch, meint aber einfach ein semantisches System: Egal ob jemand nach „Religiöse Feiertage“ oder „Diwali“ fragt – die Antwort bleibt dieselbe. Die Vektorendatenbank wurde mit einem Embedding- Modell im Verfahren der Retrieval Augmented Generation (RAG) kombiniert.
Wir malen uns die kleine Gretel, wie sie uns gefällt
Dem Projektteam war besonders wichtig, dass der Chatbot auf Akzeptanz bei den schulischen Akteur:innen stößt. Pia bringt es auf den Punkt:
„Eine der wichtigsten Erkenntnisse für mich war, dass das Verstehen von Algorithmen helfen kann, Unsicherheiten und Ängste gegenüber KI abzubauen. Gerade im schulischen Kontext gibt es oft Skepsis gegenüber neuen Technologien. Transparenz im Umgang mit KI ist ein entscheidender Faktor ist, um Akzeptanz zu schaffen. Lehrkräfte und Schüler:innen müssen verstehen, wie eine KI arbeitet, welche Grenzen sie hat und in welchen Bereichen sie sinnvoll eingesetzt werden kann.”