GLÜCKlich prompten - Unterrichtsmaterialien
Wie kann textgenerative Künstlichen Intelligenz bestmöglich genutzt werden? Diese Frage wird für Schüler:innen wie Lehrkräfte zunehmend relevant. Denn gutes Prompting ist längst zu einer Schlüsselkompetenz geworden.
Dabei geht es nicht nur um Technik. Gutes Prompting fordert sprachliche Präzision, kritisches Denken und ein Verständnis dafür, wie KI „denkt“ – oder eben nicht denkt: Denn KI-Modelle wie ChatGPT sind keine allwissenden Wesen, sondern berechnen lediglich Wahrscheinlichkeiten für Wörter und Sätze. Genau dieses Bewusstsein will das Projekt „How to Prompt“ stärken, das an der Stadtteilschule Stellingen erfolgreich pilotiert wurde.
Von der Idee zur Praxis: Ein interdisziplinäres Hochschulprojekt
Im Rahmen des Programms zukunft.digital entwickelten Lehramtsstudentin Jeanne und Mensch-Computer-Interaktion-Studentin Viktoria gemeinsam Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Prompting. Ziel war es, sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräfte zu befähigen, KI-gestützte Tools reflektiert und wirkungsvoll einzusetzen – unabhängig von ihrem Vorwissen.
In enger Zusammenarbeit mit dem Kollegium der Stadtteilschule entstand dabei ein praxisnahes Konzept mit einem einprägsamen Akronym: „GLÜCK“. Dieses dient als Merksatz, um Lehrkräften und Schüler:innen eine klare Struktur für gutes Prompting an die Hand zu geben. Jeanne betont: „In vielen Schulen besteht Unsicherheit darüber, wie KI sinnvoll in den Unterricht integriert werden kann. Gerade deshalb war es uns wichtig, ein niedrigschwelliges, anwendbares Werkzeug zu entwickeln.“
Medienkompetenz als Fundament
Das Projekt orientierte sich an den vier Dimensionen der Medienkompetenz nach Dieter Baacke: Medien verstehen, kritisch nutzen, selbst gestalten und reflektiert konsumieren. Diese Kompetenzen sind essenziell, um KI nicht nur anzuwenden, sondern auch ihre Funktionsweise und Grenzen zu erkennen. Denn: Wer blind den Antworten von KI-Tools vertraut, riskiert Fehlinformationen, was besonders in Bildungskontexten verheerend sein kann.
Von der Umfrage zur Unterrichtseinheit
Um die Bedürfnisse und den Wissensstand der Schüler:innen zu verstehen, führten Jeanne und Viktoria eine umfassende Online-Umfrage unter 43 Schüler:innen der Jahrgangsstufe 11 durch. Die Ergebnisse zeigten eine heterogene Nutzung von KI: Einige kannten ChatGPT gut, andere hatten keinerlei Erfahrung. Auffällig war jedoch eine kritische Grundhaltung, besonders im Hinblick auf die Vertrauenswürdigkeit von KI bei Entscheidungsprozessen.
Auf dieser Grundlage wurde eine Unterrichtseinheit mit 3 Elementen konzipiert: Ein Wissensinput zu Chancen und Risiken generativer KI, praktische Übungen mit Prompt-Experimenten über die Plattform Fobizz und Reflexionsphasen zur Bewertung der Ergebnisse. Im Zentrum stand die gemeinsame Entwicklung des Merksatzes „GLÜCK“:
Das Akronym GLÜCK – Die Prinzipien guten Promptings
G – Grenzen: Definiere klar, worauf sich die Antwort beziehen soll.
L – Länge: Formuliere strukturiert und detailliert – vage Prompts führen zu vagen Antworten.
Ü – Überprüfung: Kontrolliere stets, ob die Antwort sinnvoll und korrekt ist.
C – Chamäleon: Erkenne, dass KI flexibel wirkt, aber keine echte Intelligenz besitzt.
K – Kontext: Liefere ausreichend Hintergrundinformationen für eine präzise Antwort.
Das Merkblatt enthält knappe Erklärungen, alltagsnahe Beispiele und wurde sowohl analog als auch digital aufbereitet. So bleibt es im Unterrichtsalltag ein praktisches Hilfsmittel für die Arbeit mit KI-Tools.
Die Schüler:innen setzten sich in Kleingruppen intensiv mit je einem GLÜCK-Prinzip auseinander und präsentierten ihre Erkenntnisse kreativ im Klassenverband. Diese erfahrungsorientierte Herangehensweise förderte eigenständiges Lernen, Medienkritik und ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise generativer KI.

Vom Klassenzimmer ins Kollegium
Zum Abschluss wurde das Projekt im Rahmen einer Schulkonferenz vorgestellt. Jeanne und Viktoria präsentierten die Ergebnisse, das didaktische Konzept und das GLÜCK-Material im Kollegium mit dem Ziel, Impulse für die schulinterne KI-Nutzung zu setzen. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Viele Lehrkräfte schätzten besonders die niedrigschwellige, praxisnahe Herangehensweise – ein wichtiger Schritt, um Berührungsängste gegenüber KI abzubauen.
„Die Arbeit mit einer echten Klasse war für mich eine ganz neue Erfahrung. Besonders wertvoll war die Erkenntnis, wie entscheidend eine akzeptanzfördernde Einführung neuer Technologien in Schulen ist – etwas, das mir im Studium so noch nicht begegnet ist.“
Jeanne
Offen für alle: OER-Material unter Creative-Commons-Lizenz
Damit möglichst viele Schulen von dem Projekt profitieren können, werden die Materialien offen lizenziert (CC BY 4.0) und als Open Educational Resources (OER) zur Verfügung gestellt. Sie dürfen frei genutzt, angepasst und geteilt werden – ideal, um das Thema Prompting in verschiedenen Fachkontexten aufzugreifen oder an individuelle Bedürfnisse anzupassen.
„How to Prompt“ zeigt, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Schule zukunftsweisende Bildungsimpulse setzen kann. Es braucht nicht immer große Technik – oft reicht ein gut durchdachtes Konzept, engagierte Akteur:innen und das Bewusstsein dafür, dass Medienkompetenz der Schlüssel zur digitalen Mündigkeit ist. Und manchmal eben auch ein bisschen GLÜCK.