„Schulen sollten sich öffnen für Kooperationen."
 

Ergebnisse der SINUS-Jugendstudie im Praxischeck

Ein Themenschwerpunkt der neuen SINUS-Jugendstudie lag auf dem Einsatz digitaler Medien im Schulalltag. Die Ergebnisse und Erkenntnisse haben wir in diesem Artikel umfangreich beleuchtet. Doch was sagen Lehrkräfte zu den Aussagen? Stimmen sie zu oder argumentieren sie dagegen? Und wie reagieren Jugendliche, die nicht Teil der Befragungsgruppe waren? Wir haben nachgefragt. 

#1: Lehrkräfte kennen sich nicht gut genug mit digitalen Medien aus und nutzen sie nicht genug im Unterricht. 

„Das kann ich absolut bekräftigen. Mir zeigen Schüler:innen auch oft Dinge, die ich noch nicht kannte. Schüler:innen werden in einer ganz anderen Zeit groß, mit viel mehr digitalen Medien – für sie ist das viel präsenter in ihrem Alltag. Und für Lehrkräfte ist es einerseits eine große Hürde, die Medien im Schulalltag zu nutzen, andererseits ein großer Zeitfresser, sich damit auseinander zu setzen. Weil man es ja nicht nur nutzen will, sondern auch Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken mit abklopfen will.“ 

Maria Schmidt, Lehrerin

 

„Ja, das kann ich nachvollziehen, dass die Schüler:innen das so sehen. Bestimmt nicht alle Lehrer hier bei uns an der Schule, aber für viele ist das eben immer noch Neuland. Und das, obwohl man doch meinen könnte, wir sind schon so ein paar Jahre mit den digitalen Medien unterwegs.“ 

Johannes Späth, Schulsozialarbeiter

„Bei unserer Schule ist das so, dass ältere Lehrer sich nicht so gut mit digitalen Geräten auskennen und deswegen ein bisschen Probleme damit haben und es vielleicht nicht so funktioniert, wie sie das möchten. Aber die Jüngeren können die Medien eigentlich ganz gut benutzen.“ 

Schülerin

„Ich komme von einer Schule, wo wir seit einigen Jahren in Tablet-Klassen arbeiten. Dort sind die Lehrer ziemlich gut digital gebildet. Klar, gibt es noch das ein- oder andere Thema, wo wir als Schüler ein bisschen mehr wissen. Desto mehr wir aber voranschreiten, lösen sich Probleme auf. Also nein, der Aussage kann ich nicht so ganz zustimmen."

Schüler

„Natürlich gibt es ganz viele engagierte Lehrkräfte, die für sich einen Modus finden, wie sie digitale Endgeräte einbinden. Letztlich zeigt sich nun aber eine Lücke, die der erste DigitalPakt gelassen hat. Nämlich dass wir uns sehr viel mit Ausstattungsfragen beschäftigt haben und auf die Fortbildungs- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte nicht so genau geschaut haben. Da muss man meiner Meinung nach jetzt ran – und da gibt es viele Formen. Man kann Lehrkräfte, die schon weit sind, mit Lehrkräften, die noch nicht so weit sind, in den Kontakt bringen. Oder eben auch ganz klassisch das Fortbildungswesen stärken."

Stefan Schönwetter, DKJS-Experte für Digitale Bildung 

#2 Jugendliche fühlen sich durch die Schule nicht genug auf die digitalen Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet.

„Ja, kann ich mir vorstellen. Auf der anderen Seite überleg‘ ich mir halt auch, ob Schule alles abdecken kann. Ja, viele Unterrichtsfächer könnten noch digitaler sein. Ja, viele Unterrichtsfächer könnten noch stärker vorbereitet werden. Aber Schule kann aus meiner Sicht auch nicht alles abdecken. Da sind auch andere gesellschaftliche Bereiche gefragt. Sei es das Elternhaus oder seien es Unternehmen. Es ist wichtig, dass auch sie stärker in Schule reingehen und schauen, wie sie die Schüler:innen gut vorbereiten können."

Johannes Späth, Schulsozialarbeiter

 

„Ich bin jetzt in der 9. Klasse und denke nicht, dass ich gut genug bin mit den Computersachen oder mich allgemein gut mit IT auskenne. Ich denke, in der Schule sollte das mehr beigebracht werden. "

Schülerin

„Schulen sollten sich öffnen für Kooperationen – gerade in Bezug auf die Berufsorientierung. Sie sollten mit Partner:innen zusammenarbeiten, die zeigen, wie das spätere Arbeitsleben aussieht: von dem digitalen Arbeiten an einer Kasse, über die Logistikplanung in einer Lagerhalle, bis hin zu komplizierten Designfragen am Computer. Wir sollten es ernst nehmen, wenn Schüler:innen eine Lücke spüren. Gleichzeitig aber auch anerkennen, dass sie motiviert sind Neues zu lernen und auszuprobieren. Sowohl Lerninhalte als auch die Art und Weise, wie gearbeitet oder gelernt wird in der Schule, muss stärker in Verbindung gebracht werden, mit dem, was sie in der Arbeitswelt erwartet."

„Wir fangen jetzt schon immer an, über die Zukunft zu sprechen, wo wir aber noch ein Jahr vor uns haben bis zur Prüfung. Dann kommen die [Lehrkräfte] immer an und sagen: ‚Du musst das schaffen, du musst dies machen.‘"

Schülerin