Über welche digitalen Kompetenzen verfügen Schüler:innen in Deutschland? Wie stellt sich die digitale Kluft im schulischen Bildungsbereich in Deutschland genau dar? Wie hat sie sich über die Jahre entwickelt? Und vor allem: Wie blicken die Schüler:innen selbst auf ihre Zukunft in einer von Digitalität geprägten Welt? Diese und weitere Fragestellungen stehen im Fokus unserer Expertise.
Prof. Dr. Birgit Eickelmann, mit der diese Handreichung gemeinsam entstanden ist, gibt einen Überblick über die zentralen Ergebnisse der Studie, ordnet diese ein und liefert Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Steuerung schulischer Bildung.
Digitale Kompetenzen von Schüler:innen in Deutschland
Wie bereits in diesem Artikel umfangreich beschrieben, schneidet Deutschland in ICILS 2023 im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Achtklässler:innen zwar noch über dem internationalen Mittelwert ab, jedoch lässt sich mit Blick auf ICILS 2018 und ICILS 2013 ein deutlicher und signifikanter Rückgang der digitalen Kompetenzen feststellen.
Zudem wird deutlich, dass mit ICILS 2023 erstmals mehr als 40 Prozent der Achtklässler:innen nur über sehr geringe Fähigkeiten im kompetenten und reflektierten Umgang mit digitalen Medien und Informationen verfügen. Dieser Anteil ist signifikant größer als fünf bzw. zehn Jahre zuvor. Ebenfalls zeigen sich eklatante Bildungsungleichheiten im Bereich des digitalen Kompetenzerwerbs.
Der Blick der Schüler:innen auf das schulische Lernen und die Gesellschaft
Die in den letzten Jahren in Deutschland bereits ergriffenen digitalisierungsbezogenen Maßnahmen erreichen nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Schüler:innen. So nutzt bisher nur ein Viertel der Achtklässler:innen täglich digitale Medien in der Schule. Diese und weitere ICILS-2023-Ergebnisse aus der Perspektive der Schüler:innen stehen im Kontrast zur allgemeinen Dynamik der Entwicklungen. Zudem wird mit ICILS 2023 deutlich, dass mit mehr als 90 Prozent ein Großteil der Schüler:innen in Deutschland ihre Schule in der Verantwortung sieht, ihnen das Lernen mit digitalen Medien zu ermöglichen, wohingegen 88 Prozent der Schüler:innen der Aussage zustimmen, dass das Lernen mit digitalen Medien in der Schule Spaß macht.
Es wird jedoch auch deutlich, dass die Achtklässler:innen die technologischen und damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen sehr differenziert betrachten. Neben wahrgenommenen Potenzialen formulieren sie auch Herausforderungen, die sich aus ihrer Sicht für die Gesellschaft ergeben – zum Beispiel ein übermäßiger Zeitanteil für die Nutzung digitaler Medien, eine Gefährdung der Gesundheit von Menschen und eine mögliche Abgrenzung in der Gesellschaft.
Handlungsempfehlungen für die Bildungssteuerung und -verwaltung
Prof. Dr. Eickelmann formuliert differenzierte Empfehlungen für die Schul- bzw. Schulsystemebene. So spricht sie sich unter anderem dafür aus –
- Zielperspektiven und eine zukunftsorientierte Vision schulischer Bildung in einer von Digitalität und Dynamik geprägten Welt zu entwickeln und die Perspektive der Schüler:innen stärker zu berücksichtigen. Lernprozesse sollten daher nicht nur digitaler, sondern vor allem sinnstiftender, zukunftsorientierter und partizipativer gestaltet werden.
- spezifischere Maßnahmen zu entwickeln, um bessere und gerechtere digitalisierungsbezogene Bildungschancen zu ermöglichen. Diese sollten im Sinne von Ansätzen zum Digital Divide nicht allein den chancengerechteren Zugang zu digitalen Endgeräten und Lerninhalten umfassen, sondern ebenso eine bessere Unterstützung von Lernprozessen. Die Förderung digitaler Kompetenzen ist hier auch in einem engen Zusammenhang mit der Förderung von Sprachkompetenzen zu betrachten.
Ein Einblick aus der Praxis
Die Expertise liefert auch einen schulpraktischen Einblick. Regina Westermann, Schulleiterin der Europaschule Langerwehe erzählt im Interview, welche Rolle Digitalkompetenzen im Schulalltag spielen, wie diese vermittelt werden und welchen Unterstützungsbedarf es gibt. Zum Interview