Die drei Netzwerk-Grundschulen aus Schleswig-Holstein, Berlin und Hamburg kamen am 4. Juni zum abendlichen Vernetzungstreffen in Hamburg zusammen. Am nächsten Tag öffnete die Ganztagsschule Appelhoff dem Netzwerk sprachwelten.digital ihre Türen für einen Schulbesuch.
Kompetenzorientierter Unterricht mit allen Mitteln
Die dreizügige Grundschule versteht sich als inklusive Schule. Der Fokus liegt auf kompetenzorientiertem und individuellem Unterricht nach dem „alles>>könner“-Konzept. In diesem Rahmen nutzt die Schule Kompetenzraster. Diese ersetzen die klassischen Ziffernnoten und ermöglichen den Kindern selbst den Lernverlauf sowie die eigenen Lernziele im Blick zu behalten.
Wie dieses Konzept praktisch umgesetzt wird, konnte das Netzwerk im Unterrichtsbesuch erleben. Dank abwechslungsreicher und lernförderlicher Angebote waren die Kinder immer mit dem Unterrichtsgegenstand verbunden. Dazu gehörte neben den klassischen Arbeitsheften auch die Nutzung von Tablets sowie der Einsatz von haptischem Material wie Knete. Jedes Kind nutzte genau das Material, was für diesen Moment am besten zur Erreichung des Lernziels passte.
Die Lehrkräfte waren als Lernbegleitung eine verlässliche Unterstützung und bereiteten gleichzeitig ein Lernsetting, dass den Kindern auch bei Konzentrationslücken genau die richtigen Materialien zur Verfügung stellte.
Demensprechend beeindruckt fiel auch die anschließende Rückmeldung des Netzwerkes aus: In dieser Schule wird Differenzierung zugewandt und kindgerecht umgesetzt, gepaart mit einer Methodensicherheit aller am Lehr- und Lernprozess Beteiligten. Dank digitaler Kompetenz der Lehrpersonen, konnte ein selbstverständliches Zusammenspiel von digitalen und analogen Lernmitteln beobachtet werden.
Digitale Grundbildung, Mehrsprachigkeit und Rechtschreibkompetenz
Der Nachmittag gehörte dem fachlichen Austausch im Netzwerk und der Arbeit an den Projektvorhaben. Im Rahmen eines World-Cafés tauschten sich die Teilnehmenden zu den schulübergreifenden Themen rund um die digitalgestützte Sprachkompetenzförderung aus und formulierten gemeinsame Thesen zum Thema Mehrsprachigkeit, Zukunftsfähigkeit von Rechtschreibkompetenz sowie digitaler Grundbildung.
Hier ein kleiner Blick hinter die Kulissen:
Digitale Grundkompetenzen werden schon den Kindern in der Grundschule abverlangt: das zeigt sich beispielsweise anhand der Umstellung der Berliner Vergleichsarbeiten VERA3 auf ein digitales Format. Um die digitale Erhebung grundsätzlich bestreiten zu können, benötigen Kinder des 3. Jahrganges die nötigen Technologiekompetenzen zur Bedienung des Tablets oder PCs und gleichzeitig auch Erfahrung und Sicherheit in der digitalen Bearbeitung von Deutsch- und Matheaufgaben. Digitale Basiskompetenzen bilden das Fundament für die selbstständige, souveräne Nutzung digitaler Medien im Unterricht und Alltag der Kinder. Dafür braucht es Lernsettings, in denen sich digitale und analoge Methoden und Werkzeuge sinnhaft ergänzen und selbstverständlich ineinander greifen.
Die Anzahl der Kinder, deren Familiensprache nicht deutsch ist, nimmt zu. Studien zeigen, das Erlernen und tägliche Verwenden dieser Sprachen geht nicht auf Kosten der Bildungssprache Deutsch. Aus der eigenen Arbeit können die Netzwerkschulen bestätigen: Die gelebte Mehrsprachigkeit stärkt das Selbstwertgefühl, ist identitätsbildend und zeigt eine Wertschätzung gegenüber dieser individuellen Sprachkompetenz.
Der Trend zur verbalen Spracheingabe und die leichte Verfügbarkeit von Autokorrektur-Funktionen lässt den Stellenwert von Rechtschreibkompetenz zunehmend unwichtiger erscheinen. Wenn wir als Gesellschaft aber an der Schriftsprache festhalten wollen, sollten wir die Verantwortung nicht vollständig an Technik und KI-Funktionen abgeben. Dieser Auffassung ist auch das Netzwerk: Rechtschreibung zu lernen gelingt dann, wenn das Kind die Sinnhaftigkeit am Schreiben erkennt und lebensweltbezogene Schreibanlässe hat.
Wie geht es weiter?
Am 10. und 11. November 2025 kommt das Netzwerk sprachwelten.digital für das 5. Netzwerktreffen in diesem Rahmen zum vorerst letzten Mal zusammen. Neben einem praxisnahen Workshop zur kreativen Sprachförderung, ist das Netzwerk zu Besuch an der Grundschule am Schäfersee in Berlin.