Nicht nur für Schüler:innen hat Blended Learning eine völlig andere Form des Lernens zur Folge. Auch Lehrkräfte müssen sich neuen Herausforderungen stellen. Insbesondere das Aneignen des notwendigen didaktischen und fachlichen Wissens kann dabei zum Flaschenhals für die Umsetzung digitalisierter Unterrichtsformen werden. Um die notwendigen Veränderungsprozesse anzustoßen und eine breite Akzeptanz im Kollegium zu erzeugen, bietet sich das Format der Mikrofortbildung an. Hier werden Inhalte auf Peer-to-Peer-Ebene in kleinen Häppchen zwischen Lehrkräften in maximal 45 Minuten geteilt. So wird einerseits das vorhandene Wissen innerhalb des Kollegiums sichtbargemacht und gleichzeitig Berührungsängste mit digitalen Tools und Unterrichtskonzepten abgebaut. Aber auch die gemeinsame und fächerübergreifende Unterrichtsentwicklung oder Selbstlern-Workshops können dabei helfen, Wissenslücken bei Lehrkräften zu schließen und klassische Fortbildungsformate zu ergänzen.
Kontinuierliches Feedback
Fest in das Konzept des Blended Learning ist das gegenseitige Feedback zwischen Lehrkraft und Schüler:innen eingeschrieben. Durch einen kontinuierlichen Rückmeldungsprozess soll einerseits das Lernen der Lernenden, andererseits das Lehren der Lehrenden fortlaufenden verbessert werden, betont Pölert. Auch hier zeigt sich die Stärke der Kombination von Präsenzunterricht und E-Learning. Wo Schüler:innen im Klassenraum durch Gesten, Körpersprache und soziales Lernen einen stetigen Strom impliziter Rückmeldungen erhalten, die Lehrkraft jedoch in den wenigsten Fällen auf jede:n einzelne:n Lerndende:n eingehen kann, ermöglichen digitalisierte Formen des Lernens direktes und individuelles Feedback. Nicht nur die Lehrenden können durch Tools wie QWIQR individualisierte Rückmeldungen zu Klassenarbeiten oder Projekten zusammenstellen. Hier lassen sich gesprochene Kommentare, Links und kurze Texte mit einem QR-Code verknüpfen, der wiederum als Sticker direkt an die Stelle angebracht werden kann, zu der Feedback gegeben werden soll. Auch Peer-to-Peer-Rückmeldungen zwischen Schüler:innen stärken den gemeinsamen Lernprozess und führen zu ein individuellem Feedback für alle Lernenden.
Aber auch das Lehrkräftefeedback, das heißt Rückmeldungen der Klasse an die Lehrkraft, spielt bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Blended Learning eine wichtige Rolle. Einen einfachen Einstieg dazu ermöglichen Tools wie Oncoo, Mentimeter oder Kahoot. So lassen sich beispielsweise zum Ende einer Unterrichtseinheit Stimmungsbilder erzeugen oder das vermittelte Wissen niedrigschwellig abfragen. Differenzierteres und detaillierteres Feedback befördert das DSGVO-konforme System Feedbackmaster. Vorlagen für Bewertungsbögen und Auswertungshilfe unterstützen dabei, den Unterricht an die Bedürfnisse der Schüler:innen anzupassen.
Arbeit im Schulteam, Austausch in Netzwerk und Tandem
Nach dem intensiven Input des ersten Tages hatten die Schulteams an Tag 2 Gelegenheit, im Netzwerk den Stand ihrer individuellen Entwicklungsvorhaben zu skizzieren und zu diskutieren, aber auch in längeren Arbeitsphasen voranzutreiben. Um für das zweite Halbjahr 2022 methodisch gut gerüstet zu sein, führte Netzwerk-Moderatorin Kristin Horn in die grundlegenden Prinzipien des zyklischen Projektmanagements ein. Entwickelt aus den Anforderungen der VUCA-Welt zeichnet sich zyklisches Projektmanagement insbesondere durch das Arbeiten in iterativen Schleifen aus. Analyse, Design, Implementierung und Test werden in mehreren Durchgängen wiederholt und das Projekt stets den neuesten Erkenntnissen angepasst. Scheitern wird dabei nicht nur eingeplant, sondern - ganz im Sinne der Fehlerpositivität - als Gelegenheit zum Lernen und zur Verbesserung willkommen geheißen.
Selbstverständlich kam der persönliche Austausch im Netzwerk und Tandem nicht zu kurz. Sowohl in durchmischten Gruppen als auch innerhalb der Tandems fanden intensive Diskussionen und kollegiale Beratung statt, wurden Ideen ausgetauscht und gegenseitige Hospitationen geplant. Zudem sorgten der große Garten des Tagungsortes und der strahlende Sonnenschein für eine produktive und positive Atmosphäre.
Wie geht es weiter?
Nach dem außerplanmäßigen Präsenz-Netzwerktreffen in Berlin findet die nächste Veranstaltung wieder wie gewohnt im digitalen Raum statt. Das digitale Netzwerk I trifft sich Ende November zum letzten regulären Netzwerktreffen.