Bischof Sproll Bildungszentrum befindet. Gleich vier Schulformen vereint das Bildungszentrum, das gleichzeitig eine Marchtaler-Plan-Schule ist, unter einem Dach: Grundschule, Werkrealschule, Realschule und Gymnasium. Stefanie Rambaum ist Lehrerin am Gymnasium des Bildungszentrums. Nicht nur die Digitalisierung des Marchtaler-Plans in Form eines Mediencurriculums treibt sie maßgeblich voran. Sie ist auch an der (Weiter-)Entwicklung von Formaten des Wissenstransfers beteiligt. Welche Formate die Schule dafür geschaffen hat und welche Rolle die Digi-Lotsen dabei spielen, erzählt sie im Interview.
Der Marchtaler-Plan (auch) digital
Bei dem Marchtaler-Plan handelt es sich um den Erziehungs- und Bildungsplan für Katholische Freie Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Mit verschiedenen Strukturelementen – wie der Freien Stillarbeit oder dem vernetzten Unterricht – sollen den Schüler:innen individuelle Lernwege und Arbeitsweisen ermöglicht werden. Das Bildungszentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Plan digital zu erweitern – in Form eines Mediencurriculums. Ziel ist es, die zu stärkenden Medienkompetenzen mit Blick auf die bestehenden Strukturelemente zu vereinen und den Schüler:innen einen bewussten und sicheren Umgang mit digitalen Medien zu eröffnen.
Den Grundstein legte die Schule vor drei Jahren mit der Einführung von Tablets in den 7. Klassen aller vier Schulformen. Seither werden sie in allen Strukturelementen intergiert. Stefanie Rambaum erzählt: „Die Tablets kommen zum Beispiel im Morgenkreis regelmäßig zum Einsatz. Dort haben wir Zeit, Themen vertieft zu besprechen und anzugehen. Als der Nahost Konflikt begonnen hat, haben wir uns im Rahmen des Morgenkreises mit der Berichterstattung in den Medien, auf Social Media und insbesondere TikTok kritisch auseinandergesetzt. Dabei ging es auch um persönliche Reflexionsprozesse: Wo stehe ich bei dem Thema? Wie konsumiere ich Nachrichten? Wie kann ich mich ggfs. auch schützen?“ Auch im Fachunterricht, in der Freien Stillarbeit und den Freien Studien kommen die Tablets regelmäßig zum Einsatz.
Bei der Entwicklung eines Mediencurriculums spielen die Erfahrungen, die sowohl die Schüler:innen als auch die Lehrkräfte mit den Tablets gemacht haben, eine wesentliche Rolle. Und doch sollen noch weit mehr Themen und Aspekte in das Curriculum einfließen. Stefanie Rambaum betont: „Es geht nicht nur darum, Tablet-Klassen zu bilden oder Lehrbücher gegen Tablets zu tauschen, sondern den Einsatz gezielt mit dem Marchtaler Plan und den Strukturelementen zu verbinden.“
Der Pädagogische Tag
Doch was braucht es für die Entwicklung eines solchen Mediencurriculums? Diese Frage war Anlass eines pädagogischen Tages, den die Schule initiierte und zu dem sie Schüler:innen und Eltern als Wissensgeber:innen einlud. In verschiedenen BarCamps ging es unter anderem um die Frage, was Schüler:innen an Handwerkszeug, an Wissen und an Unterstützung brauchen, um sich nach Verlassen der Schule in der digitalen Welt gut zurecht zu finden. Eltern wie Schüler:innen berichteten von unterschiedlichen Erfahrungen, Herausforderungen und Voraussetzungen. Themen wie KI und Social Media waren dabei besonders präsent – und führten auch zu anschließenden Diskussionen im Kollegium. Stefanie Rambaum erzählt: „Wir können nicht sagen: ‚Nein, Social Media ist nicht Teil der Schule, es ist verboten, das Handy muss weg‘ – denn es ist ein Teil der Schüler:innenschaft. Es ist wichtig für ihre persönliche Entwicklung.“ Umso wichtiger sei es, sich solch wichtigen Themen anzunehmen und Schüler:innen im Umgang damit zu stärken und unterstützen.
Mit einer langen Liste an Themen, Rückmeldungen und Wissensschätzen ging das Kollegium aus dem pädagogischen Tag heraus. „Das war ein ganz toller Austausch. Der Tag hat gezeigt: Es geht nicht nur um Fortbildungen im technischen Bereich, sondern um das große Ganze“, so Stefanie Rambaum. Der Tag war erst der Anfang. Wie die Lehrerin erzählt, würden die Kolleg:innen nun damit in verschiedenen Austauschrunden weiterarbeiten.
Bedarfsorientierte Austauschformate im Kollegium
Hand in Hand mit der Digitalisierung geht auch die Etablierung von Formaten des Wissenstransfers. Denn wie der pädagogische Tag gezeigt hat: An Themen und Erkenntnissen mangelt es nicht. Stattdessen gilt es, geeignete Formate zu schaffen, in denen die Themen besprochen und Wissen geteilt werden kann.
Doch wie lassen sich Räume und Zeitfenster dafür schaffen? Im Rahmen der Schulentwicklung war und ist das ein zentrales Thema – mit Erfolg. So konnten sich verschiedene, bedarfsorientierte Austauschformate etablieren, die vom gesamten Kollegium sehr gut angenommen werden. Dafür knüpft die Schule an bestehenden Konferenzen und Pausen an. Stefanie Rambaum erzählt: „Ich hatte zu Beginn große Bedenken, ob die Austauschformate nicht als Belastung oder Zusatz von den Kolleginnen und Kollegen gesehen würden. Doch das Gegenteil war der Fall.“ Die Kolleg:innen, so Rambaum weiter, würden die Angebote sehr schätzen, insbesondere weil sie an bestehende Räume und Anlässe anknüpfen.
Im Rahmen dieser Formate werden nun auch die Themen des pädagogischen Tages gesichtet, sondiert und bearbeitet. Dafür hat sich ein festes Team gebildet, das nun auch bestehende Austauschformate weiterentwickelt.
Die Digi-Lotsen
Doch der Wissenstransfer beschränkt sich nicht nur auf das Kollegium. Ziel ist es auch, die Schüler:innenschaft aktiv einzubinden. Ein Baustein stellen die Digi-Lotsen dar. Dabei handelt es sich um Schüler:innen der 8. – 12. Klasse, die wiederrum Schüler:innen der 7. Jahrgangsstufe im Umgang mit den dort eingeführten Tablets unterstützen und begleiten. „Sie übernehmen die Einführung der Tablets in den Klassen und geben Impulse. Sie erstellen Tutorials und Präsentationen und sind Ansprechpartner:innen für technische Fragen“, so die Lehrerin. Das Besondere: Die Digi-Lotsen sind keine AG im klassischen Sinne, die durch Lehrkräfte angeleitet werden. Stattdessen organisiert sich die Gruppe selbst und eignet sich auch das notwendige Wissen eigenständig an – und teilt dieses anschließend untereinander.
„Unser Wunsch ist es, die Digi-Lotsen weiter auszubauen und sie in den Themenfeldern, die wir auf dem pädagogischen Tag identifiziert haben, noch stärker zu integrieren“, erklärt Stefanie Rambaum. „Sie sind eine wertvolle Unterstützung für den Wissenstransfer an Schule.“