Seit Ende 2017 arbeiten die am Programm bildung.digital – Netzwerk ganztägig lernen teilnehmenden Schulen bereits an ihren Projektvorhaben. Nun trafen sich auch die Netzwerke I und II zum jeweils vierten Netzwerktreffen: Die Teilnehmenden aus Netzwerk I kamen vom 08. bis 09. November 2018 in Freiberg und Brand-Erbisdorf in Sachsen zusammen. Vom 12. bis 13. November 2018 trafen sich die teilnehmenden Schulen aus Netzwerk II in Schweinfurt und Haßfurt in Bayern.
Im Mittelpunkt des ersten Tages der Netzwerktreffen stand die Reflexion des ersten Projektjahres. Vor genau einem Jahr nahmen die Netzwerkschulen die Arbeit an ihren Projektvorhaben rund um digitale Schulentwicklungsprojekte und ihre Zusammenarbeit in den Netzwerken auf. Die Teilnehmenden tauschten sich daher zu Beginn des Treffens über den Stand ihres Entwicklungsvorhabens und die damit einhergehenden Veränderungen aus, besprachen den Fortgang ihrer Vorhaben in den jeweiligen Schulteams und die Maßnahmenplanung für das neue Schuljahr 2018/2019. Zur Reflexion der Veränderungsprozesse wurden wie bereits in der Netzwerkrunde der Netzwerke III und IV mit Hilfe der Kraftfeldanalyse hemmende sowie treibende Faktoren des Schulentwicklungsvorhabens identifiziert, um daraus mögliche Ansatzpunkte für Veränderungsschritte zu erarbeiten. Je nach Fortschritt ihres Projektes erhielten sie weitere Methoden zur Auswahl, um bspw. ihr Projekt mit Hilfe der „Checklisten zum 5x5 der guten Ganztagsschule“ zu reflektieren und evaluieren. Zudem tauschten sie sich gezielt mit ihrer jeweiligen Tandemschule zum Projektverlauf aus.
Praktischer Input durch Medienexperten
Auch bei diesem Netzwerktreffen erhielten die Schulen in zwei Maker Spaces Anregungen aus der medienpädagogischen Praxis für ihren Schulalltag. Für Netzwerk I reiste ein Referenten-Team der Leipziger Bildungsorganisation KF Education an. Das Team von KF Education unterstützt innovative Bildungsprojekte, initiiert zeitgemäße Lernformen und gestaltet nachhaltige, partizipative Projekte. Börge Meyn stellte zum Thema „Audioprojekte in der Schule“ die App Audacity vor. Mit ihr lassen sich Ton- und Klangaufnahmen bearbeiten, sodass Audioprojekte (wie bspw. Podcasts) mit Schülerinnen und Schülern einfach und schnell durchgeführt werden können. Die Teilnehmenden lernten im Maker Space wie Audioaufnahmen erstellt, bearbeitet und veröffentlicht werden können. Peggy Reinelt zeigte im zweiten Maker Space „Kreative Bildbearbeitung“, wie mit der App Snapseed intuitiv und kreativ Bilder bearbeitet werden können. Bei beiden Apps gibt es vielfältige Möglichkeiten diese in Unterrichts- und Schulangebote einzubinden. Dabei zahlen entsprechende Angebote vor allem auf den Kompetenzerwerb im Bereich „Produzieren und Präsentieren“ ein, je nach Projekt werden aber zusätzlich auch andere Kompetenzbereiche berührt.
Für die Teilnehmenden im Netzwerk II stellte Björn Friedrich vom Studio im Netz e.V. München das Online-Tool LearningApps.org vor. Mit dem Tool können online mit Hilfe interaktiver, multimedialer Bausteine Lernspiele und -übungen (Zuordnungsübungen, Multiple Choice-Tests etc.) zur Unterstützung von Lern- und Lehrprozessen erstellt werden. Im zweiten Maker Space zeigte Laurens Wilfert vom Jugendzentrum Kom,ma Schweinfurt wie Stopmotion-Videos erstellt werden können. Dazu wurde mit Tablets und der App Trickfilm Creator gearbeitet. Beide Tools bieten sehr vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Es können zum einen andere Wege der Wissensvermittlung ausprobiert werden und andererseits können auch die Schülerinnen und Schüler ihr erlerntes Wissen in einem selbst gestalteten Trickfilm kreativ oder mittels Lernspielen und –übungen für ihre Mitschülerinnen aufbereiten.
Schulbesuche in Sachsen und Bayern
Am zweiten Tag der Netzwerkrunde standen auch diesmal die Schulbesuche im Mittelpunkt. Das Netzwerk I traf sich an der Oberschule Brand-Erbisdorf und erhielt auf einem Schulrundgang an verschiedenen Stationen Einblicke in die Arbeit der Schule. Unter anderen wurde das Ganztagsangebot „Bastler und Tüftler“ vorgestellt, durch das Schülerinnen und Schüler Grundlagen der (KfZ-)Technik aber auch die Arbeitsweise verschiedener anderer technischer Geräte wie Laptops oder Smartphones kennenlernen. Ein besonderes Angebot der Schule ist die innovative Form der Berufsorientierung: mittels VR-Brillen können Schülerinnen und Schüler 3D-Betriebsrundgänge unternehmen und so für einen kurzen Moment in ihren möglichen Traumberuf schlüpfen. Eine Reihe verschiedener 3D-Videos erklären und zeigen, was die Auszubildenden in den verschiedenen Unternehmen erwartet: eine Fahrt im Müllauto und ein Einblick in die Arbeitsabläufe auf einem Wertstoffhof, die Arbeit auf dem Polizeirevier oder das Verlegen einer Abwasserleitung in einer tiefen Baugrube.
Die Teilnehmenden des Netzwerks II trafen sich zum Schulbesuch am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt. Der Rundgang führte hier unter anderem zur Schülerfirma „S-Crew“, die für die Schule Aufgaben im Bereich Veranstaltungs- und EDV- Technik übernimmt. Seit 2008 spielt die Schülerfirma eine zentrale Rolle bei Betrieb, Wartung und Ausbau der Schul-IT und bei alltäglichen Problemen mit den 200 Schul-PCs, Notebooks, Tablets, Beamern und digitalen Tafeln. Die Kenntnisse haben sich die Schülerinnen und Schüler selbst und in Zusammenarbeit mit dem Systembetreuer der Schule erarbeitet. Außerdem erhielten die Teilnehmenden Einblicke in den Unterricht der Ganztagsklasse mit Tablets (zum Thema: Sagen im Deutschunterricht mit der App Puppet Pals) sowie die Anwendung von digitalen Lernpfaden im Mathematikunterricht mit dem Schulwiki. In einem Workshop-Format konnten die Teilnehmenden das Schulwiki auf ZUM.de erkunden und die Erstellung von digitalem Arbeitsmaterial selbst erproben. Die stellvertretende Schulleiterin Maria Eirich ist Vorstand der Zentrale für Unterrichtsmedien im Unterricht e.V. und stellte aus erster Hand die aktuellen Entwicklungen der Plattform für Lehrinhalte und Lernprozesse vor.
Thematisch dazu passend gestaltete Dr. Christine Kolbe vom Medienbildungsverein mediale pfade.org den fachlichen Input im zweiten Teil des Tagesprogramms zum Thema „Open Educational Ressources“ (OER). Die Teilnehmenden diskutierten nach einer Einführung in das Thema OER in Kleingruppen Fragen zu Qualität, Auffindbarkeit und Kollaborationspotenzial von freien Bildungsmaterialien.
Die fünften Netzwerkrunden finden im Februar und März 2019 statt.