Eine Katze, die miaut, wenn man sie antippt. Ein Ball, der über das Display hüpft und mit dem Finger „gefangen“ werden kann. Klingt total banal und irgendwie oldschool nach den Anfängen der Computerzeit? Ist es auch. Apps können heute so viel mehr. Und fast alle Schülerinnen und Schüler nutzten sie. Doch oftmals wissen sie nicht, welcher Arbeitsaufwand wirklich in der Programmierung von Apps steckt. Auch auf der kürzlich stattgefundenen European Code Week (6. bis 22. Oktober 2018) drehte sich schon zum fünften Mal alles um die spielerische Vermittlung von Codes. Hunderte Projekte von Initiativen, Privatpersonen, Firmen und Schulen wollen Jungen und Mädchen so ans Programmieren heranführen. Und trotzdem: Auch eine miauende Katze will erst einmal programmiert sein. Mit dem Tool MIT App Inventor können Schülerinnen und Schüler unkompliziert selbst Apps entwickeln und sich so über den bloßen Konsum hinaus aktiv und kreativ mit ihren Geräten und den darauf befindlichen Apps auseinandersetzen.
Apps mit einem Baukastensystem direkt im Browser bauen
Der MIT App Inventor wurde vom Massachusetts Institute of Technology entwickelt und steht im Internet kostenlos zur Verfügung. Für die Anmeldung ist ein Google-Account erforderlich. Mithilfe des Tools können Schülerinnen und Schüler Apps direkt im Webbrowser für das Betriebssystem Android bauen. Das funktioniert wie mit einem Baukastensystem. Vorgefertigte Elemente werden einfach aus einer Palette ausgewählt und per Drag-and-Drop in einen Handy-Bildschirm in der Mitte gezogen. Gearbeitet wird auf zwei Ebenen. In einem ersten Schritt wird im Design Editor das Layout, die Benutzeroberfläche der App, gestaltet, indem wesentliche Elemente wie Schaltknöpfe, Eingabefelder, Mediendateien und Hardware-Komponenten eingefügt werden. Im zweiten Schritt werden im Blocks Editor die Funktionen der App festgelegt, indem zur Verfügung stehende Programmier-Blöcke mit darin enthaltenen Programmier-Funktionen hinzugefügt werden. Für die Nutzung der Web-Anwendung sind somit keine Programmierkenntnisse erforderlich, gängige Tipp-Fehler beim Programmieren werden somit ebenfalls vermieden.
Auf der Seite des MIT App Inventors stehen Schülerinnen und Schülern zahlreiche Tutorials zur Verfügung anhand derer sie sich die Arbeit mit dem Tool selbst beibringen können. Vor der Arbeit im Programm macht es Sinn Prototypen auf Papier anzufertigen, auf denen die Schülerinnen und Schüler in Skizzen die Bildschirminhalte planen, wie z. B. welche Screens wann erscheinen, wie die Navigation sich gestaltet oder welche Elemente sich anklicken lassen. Mit einem QR Code kann die App direkt auf dem mobilen Endgerät angesehen und parallel bearbeitet werden. Wenn die App fertig ist, kann sie direkt auf das Gerät heruntergeladen und offline genutzt werden.
Geeignet für die vielfältige Nutzung in unterschiedlichen Fachbereichen
In der Schule eignet sich der MIT App Inventor für den Einsatz in verschiedenen Fächern. Neben Informatik können Schülerinnen und Schüler zum Beispiel auch Projekte in Englisch oder Mathe umsetzen. Sie können Apps zum Vokabellernen entwickeln oder zur Lösung eines komplexen mathematischen Problems. Auf diese Weise beschäftigen sich die Jugendlichen nicht nur mit dem Programmieren, sondern auch mit fachlichen Inhalten. Sie können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und lernen außerdem Projekte zu planen und umzusetzen.
Übrigens: Im Programm „Technovation“, das die DKJS in Deutschland in Zusammenarbeit mit Mentorinnen und Mentoren von Adobe Deutschland umsetzt, begleiten wir Mädchen auf ihrem Weg zu digitalen Gestalterinnen ihrer Generation. Auch hier nutzen die Mädchen für die Entwicklung von Apps, welche soziale und ökologische Herausforderungen ihrer Lebenswelt lösen, den MIT App Inventor.